Mid-Study Presentation: Judith Fliedl

“Das Du im Ich” - Erforschung neuer Konzertmöglichkeiten im Kontext der zeitgenössischen Musik unter dem Aspekt der Involviertheit des Publikums

Ein wichtiger Aspekt meiner künstlerischen-wissenschaftlichen Forschung ist die Reflexion von Beziehungen zwischen Interpret:in, Komponist:innen und Zuhörer:innen. Die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Musik ist ein Schlüsselelement, um diese Beziehungen auf neue Weise zu analysieren und zu erweitern. Mithilfe dialogorientierter Analysemethoden werden das gemeinsame Erleben von Interpret:in und den Zuhörenden unter Bezug auf den Aspekt der Empathie, unterschiedliche Dimensionen des Hörens, sowie neue Wege des Musik-Erfassens erforscht.

Die Reflexion von aktueller Musik bietet in diesem Kontext die Möglichkeit, ein neues Bewusstsein für bestehende und oft verdeckte Realitäten zu schaffen. Mein Ziel ist es, bestehende Muster und Strukturen von Konzertformen mithilfe aktueller Musik auf originelle, sinnstiftende Weise zueinander in Bezug zu setzen, zu hinterfragen und somit zu verändern.

In meiner bisherigen Arbeit habe ich mich sowohl auf theoretisch-analytische als auch auf künstlerisch-praktische Aspekte der Sololiteratur für Violine konzentriert. Auf experimentelle Weise wurden nicht nur die Kompositionen und mein persönlicher Zugang erforscht, sondern auch die Hörerfahrung der Zuhörenden ergründet. Gemeinsam mit dem Publikum habe ich mithilfe phänomenologischer Analysemethoden die Wechselseitigkeit der Wahrnehmung des Gehörten erforscht. Im Vordergrund stand der Aspekt des direkten Erfassens von Erfahrungen durch Interpretation des Publikums, was dazu führte, dass das Publikum nicht nur passiv oder kommentierend fungierte, sondern Mitgestalter meiner bisherigen Arbeit wurde. Ein weiterer Schritt dieses Forschungsprojekts war die Zusammenarbeit mit jungen Komponist:innen. Aufbauend auf den Ergebnissen dieser Experimente wurden, im stetigen Austausch mit mir, neue Werke auf analytisch-reflektive Weise komponiert.

In der heutigen Präsentation gehe ich auf diese Prozesse ein.

Internal Supervisors and External Advisors: Clemens Gadenstätter (KUG), Constanze Wimmer (KUG)

Judith Fliedl
Violin

Judith Fliedl ist eine in Wien lebende Geigerin, die sich auf die zeitgenössische Musik spezialisiert hat. Neben ihrer solistischen und kammermusikalischen Tätigkeit gilt ihr Interesse interdisziplinären Projekten, wie z.B.: der Theaterproduktionen im Kunsthistorischen Museum (“Ganymed Bridge”) oder im Odeon Theater Wien (“Blitz und Donner” 2025). Sie ist Residenzmitglied des Klangforum Wien sowie Gründungsmitglied des Ensemble Coincidence und Trio Artio. Ihre große Leidenschaft gilt der Erstellung und Ergründung von neuen Konzertmöglichkeiten, die Verbindungen zwischen Publikum, Interpret:in und Komponist:innen schaffen sollen. Dieser Aufgabe widmet sich Judith Fliedl im Rahmen eines künstlerisch-wissenschaftlichen Doktorats mit Anstellung als “Research Assistant” an der Kunstuniversität Graz. Neben Engagements bei renommierten Festivals wie z.B.: den Salzburger Festspielen, Wien Modern, dem Carinthischen Sommer, den Wiener Festwochen und dem Impuls Festival Graz ist Judith Fliedl regelmäßig in Österreichs  wichtigsten Spielstätten, wie etwa dem Wiener Konzerthaus oder dem Wiener Musikverein, zu hören. Internationale Präsenz zeigte sie bisher in den USA, Kanada, Korea, England, Deutschland, Norwegen, Frankreich uvm. Judith Fliedl ist mehrfache Preisträgerin bei nationalen und internationalen Wettbewerben wie: A. e V. Marcosig, Gianluca Compochiario, Massimiliano Antonelli, Brahms Wettbewerb und Lions Wettbewerb. In der Spielzeit 2019/2020 war ihr Trio Artio das erste Featured Ensemble der Jeunesse Österreich, sowie Ensemble des "NASOM" -Programms des Österreichischen Außenministeriums. Im Jahr 2023 wurde Judith mit dem Startstipendium für Musik und Kunst vom österreichischen Bundesministerium für Kunst und Kultur ausgezeichnet. Im Jahr 2024 wurde Judith Fliedl als Solistin, im Bereich der zeitgenössischen Musik für das „New Austrian Sound of Music“ (NASOM) Förderprogramm des Österreichischen Außenministeriums ausgewählt und wird somit in den Jahren 2025 -2026 auf internationalen Bühnen fungieren. Sie spielt eine Violine von Lorenzo Storioni aus dem Jahr 1780, die ihr von privater Hand zur Verfügung gestellt wird.

judithfliedl.com