Sinnliche Gewissheit. 

/ Inhaltliches

// Therapeutisches, Impulse zum Plot

/// Kollektives

 

Allgemeines zu Hegel und zur PdG:

-       Die PhD ist die tragische Geschichte des Selbst, das sich nicht verorten lässt

o   // Erste Frage in der Therapie: Wie geht es Dir? Versuch einer Verortung des eigenen Selbst. Unmittelbare Selbsteinschätzung des eigenen Unbehagens durch Kontextualisierung in Bezug auf eine vergangene oder gegenwärtige Lebenssituation? Unmittelbares Scheitern der Verortung.

-        Jeder Versuch einer Verortung scheitert. Bis zuletzt lässt sich keine letzte und definitive Repräsentation finden. Das Bewusstsein kann sich nicht repräsentativ einholen.

o   // es gibt jedoch einen Drang, sich selbst zu verstehen, unmittelbar und wahrlich in der Hoffnung auf eine Erlösung vom Leid.

 

-        Dialektik

o   Position: direkter Bezug

o   Negation: Bruch

o   Negation der Negation: Bruch als Bruch

Zentral hier: es gibt keinen Bezug, der als Ausgangspunkt dienen kann. Nichts, was isoliert werden kann. Der direkte Bezug zeigt sich unmittelbar in seiner Negation; als das, was er nicht ist.

o   Liebrucks: Wenn das Positive das Gegenteil seines Gegenteils ist, dann ist das Negative das Gegenteil seiner selbst, die sich auf sich beziehende Negation.

Exzerpte, Gedanken und Ideen:

Absatz 1

„Das Wissen, welches zuerst oder unmittelbar unser Gegenstand ist, kann kein anderes sein als dasjenige, welches selbst unmittelbares Wissen, Wissen des Unmittelbaren oder Seienden ist.“

/ Das unmittelbare Wissen ist Wissen des Unmittelbaren und nicht der Unmittelbarkeit. Die Unmittelbarkeit ist das Wesen der sinnlichen Gewissheit. Die sinnliche Gewissheit HAT jedoch nicht die Unmittelbarkeit als ihr Wesen, sondern vollbringt diese vielmehr. Das Bewusstsein ist in der Unmittelbarkeit von Anfang an EINGEBETTET und geht darin auf. Hierin ist die sinnliche Gewissheit als das Bewusstsein in seinem anfänglichen Stadion eben aufnehmend und nicht reflektierend. Es hat sein Wesen nicht vor sich stehend, sondern vollbringt es IN DEM, was sie IST.

// Die PdG ist die tragische Geschichtedes Selbst, das sich nicht verorten lässt. Eine Person sucht eine Therapie auf und erhofft sich Erlösung vom Leid. Wie? Indem sie sich verortet, irgendwo ankommt. Was, wenn die einzige Verortung die Nicht-Verortung, Beweglichkeit, ist? Die Patientin wird aufgefordert, Hegels sinnliche Gewissheit zu lesen. Kann sie sich dem Text aufnehmend aufgeben? Sie hängt an ihrem psychischen Leid fest, das ist ihre sinnliche Gewissheit als das ihr Wahrhafteste. Sie ist in ihrem Bewusstsein noch nicht dabei, sich in ihrem Leid zu be-finden

 

Absatz 2:

„Sie erscheint außerdem als die wahrhafteste; denn sie hat von dem Gegenstande noch nichts weggelassen, sondern ihn in seiner ganzen Vollständigkeit vor sich. […] Sie sagt von dem, was sie weiß, nur dies aus: es ist; und ihre Wahrheit enthält allein das Sein der Sache“

/ Die sinnliche Gewissheit befindet sich im reinen Vor-sich-haben. Sie besitzt noch nicht die Fähigkeit, Fehlendes zu konstatieren, zu differenzieren. Jeder Eindruck zeigt ihr ein und dieselbe Wahrheit: „es ist. Es kommt an dieser Stelle jedoch bereits zu einer ersten Differenzierung durch Negation („sie sagt von dem, was sie weiß, nur dies aus: es ist“): Die sinnliche Gewissheit scheint als die Wahrhafteste und bleibt dabei stehen. Sie will diese Wahrheit nicht prüfen und gleichzeitig den Zustand nicht aufrechterhalten.

// Die Patientin befindet sich in ihrem unmittelbaren Leid und spürt nur diesen. Es gibt hier noch keinen Drang nach Erlösung. Der Schwebe-Zustand ist ein Zustand, dem sie anhaftet und in dem sie, unmittelbar, ohne es zu wissen (und zu wollen?) Halt gefunden hat.  

/// Kollektivität als Differenzierung und Intensivierung des Denkens und der Erfahrung. Hier ist bereits eine erste Differenz erkennbar: Differenz zwischen dem, was die SG als Wahrheit ausgibt und dem, was den Inhalt ihres Wissens ausmacht (siehe Zitat oben), und zwar NUR Sein der Sache zu sein, ohne Sinn für ein negatives Element und somit noch nicht alles zu sagen (erste Negation!). Diese Differenz zeigt auf, dass die Wahrheit bei Hegel keinen fixierten, statischen Ort und Inhalt hat (Voraussetzung für Kollektivität als bewegliches und offenes Denken), der aufgedeckt werden könnte oder dem man sich annähern könnte durch Entsprechung mit einem bestimmten Modell. Man kommt bei der Wahrheit nicht an, sie ist Bewegung des Inhalts. Es geht somit darum, das Denken und die Wahrheit darin IN BEWEGUNG (Tanz) zu bringen.  

 

Absatz 3:

„An dem reinen Sein aber, welches das Wesen dieser Gewißheit ausmacht und welches sie als ihre Wahrheit aussagt, spielt, wenn wir zusehen, noch vieles andere beiher. […] Eine wirkliche sinnliche Gewißheit ist nicht nur diese reine Unmittelbarkeit, sondern ein Beispiel derselben.“

/ Hier entwickelt sich der Differenzgedanke weiter, denn das Wirkliche und Wesentliche enthält darin seine Negation, dass es nicht stehen bleibt. Die SG bleibt nicht bei ihrer reinen Unmittelbarkeit stehen und ihre Wirklichkeit erschöpft sich nicht in der bloßen Wiederholung des Ist-Sagens.

/ In dem, was die SG jedoch wirklich weiß, zeigt sich dieses Wissen nur in seinen Aspekten und nicht in dem EINEN, was es wirklich ist bzw. sein will. Diese Aspekte haben den Charakter des Bei-her-Spielens. Die Gewissheit will das EINE wissen, welches sich jedoch nur im Bei-Spiel zeigen kann.

/ Der Umfang des Bei-Spiels ist durch zwei Extreme begrenzt: das DIESER als ICH und das DIESES als GEGENSTAND (Entwicklung der ersten zwei Dialektiken).

/ Dasjenige, was IST und was die sinnliche Gewissheit erfassen will, ist ihr GEGENSTAND. Die sinnliche Gewissheit sieht in ihrem Gegenstand eine Standhaftigkeit. Diese Standhaftigkeit zeigt sich (siehe Absatz 7) in der Aufbewahrung und Erhalt ihres Gegenstandes.

// Was IST? Leid, Leid, Leid, Leid, Leid usw. Die Unmittelbarkeit des Leides als Phantom. Die Wiederholung des Leides als Bei-Spiel. Es tritt eine erste Differenzierung ein, womöglich eine erste Abständigkeit, äußere Beobachtung, ohne welche die Unmittelbarkeit des Leides nicht realisiert (res aliter, andere Sache, Gegen-Stand-Werdung) werden kann. Es gibt nicht nur ein Leid. Auch Nicht-Leid? Jedes Unmittelbare ist ein Konglomerat von Vielen. Es gibt nicht nur das EINE. Die Patientin in ihrer sinnlichen Gewissheit (Leid) WILL aber nur das EINE. Sie hängt an ihrem Leid fest, weil es ihr einziger Halt ist. Was passiert, wenn sie mit ihrem Leid und Schmerz in Beziehung tritt? Zeitlicher Aspekt: Im Schmerz bleibt die Zeit still. Das Jetzt ist unbeweglich. Figur erzählt ihre Leid-Erfahrung aneinandergereiht, ohne “Abstand”. (In diesem Stadium: wie wird es ausgesagt… Verstehen=Aufheben.

/// In-Beziehung-Treten mit dem Leid, Schmerz, Empfindung als Kollektivierung seiner selbst? Reinversetzen, ab wo möglich? 

 

Absatz 4:

„Diesen Unterschied des Wesens und des Beispiels, der Unmittelbarkeit und der Vermittlung, machen nicht nur wir, sondern wir finden ihn an der sinnlichen Gewißheit selbst, und in der Form, wie er an ihr ist, nicht wie wir ihn soeben bestimmten, ist er aufzunehmen.“

/ Die Erfassung der sinnlichen Gewissheit ist unmöglich ohne Abständigkeit, einen äußeren (notwendigerweise vermittelnden) Beobachter, obwohl sie unmittelbar aufgefasst werden soll (Widersprüchlichkeit, die dem Denken Hegels von Anfang an innewohnt: Unmittelbarkeit und Vermittlung zugleich). Die bestimmende Unterscheidung lässt sich jedoch nicht nur von außen beobachten, sondern auch an der sinnlichen Gewissheit selbst. Der Unterschied ist somit einer, der nicht nur äußerlich gesetzt werden soll, sondern aus der SG selbst hervorgehend erkannt werden muss. Das Wesen (als ein Unmittelbares) ist der Gegenstand und die Vermittlung das Ich.

// Moment der Abständigkeit, Rolle des äußeren Beobachters als Rolle des Therapeuten oder des Patienten für sich selbst? Wie lassen sich die Rollen verteilen? Zersetzen, kollektivieren und verschieben sie sich immer wieder?Ist der Therapeut Hegel selbst oder der Patient MIT Hegel, mit dem Text?Absatz 3: hier ist der Patient mit seinem Leid identisch geworden und ist dadurch selbst sinnliche Gewissheit. 

 

Absatz 5:

/ Es geht darum zu prüfen, ob der Gegenstand der SG WIRKLICH Wesen ist bzw. geht es darum den Gegenstand so zu betrachten, wie ihn die SG an ihr hat. Er ist nicht an einem äußeren Maßstab zu bemessen.

/ Erste Dialektik: Die Wahrheit der SG ist ihr Gegenstand, sie selbst.  

 

Absatz 6:

Sie ist also selbst zu fragen: Was ist das Diese?“

/ Das Diese wird in der „gedoppelten Gestalt seines Seins“, somit als ein räumliches und zeitliches genommen: Jetzt und Hier. Hic et nunc. Der Gegenstand der SG zeigt sich am unmittelbarsten als ein Augen-Blick-Liches und als An-Wesendes.

/ Wenn das jetzt nun wahrhaftig Mittag ist, dann gilt das nur für einen bestimmten Zeitraum. Mittag wird ge-wesen sein. In der Ge-Wesenheit ist die Zeit eine wiederkehrende, weil sie darin aufgehoben ist!

/// Kollektivierung der Zeit als wiederkehrende und aufgehobene.

 

Absatz 7:

/ das Jetzt, das sich erhält, ist kein unmittelbares, sondern ein vermitteltes. Dadurch, dass jetzt nicht Mittag und nicht Nacht ist, ist es als ein Negatives trotzdem erhalten. Der Verlust ist eine bestimmte Negation, somit kein Verlust, der nicht zugleich ein Gewinn ist. Jede Kategorie richtet sich bei Hegel gegen sich selbst. Der Verlust ist somit auch der Verlust des Verlustes. Weil das Jetzt Vieles sein kann, ist es ein Allgemeines. Das Allgemeine ist das Wahre der sinnlichen Gewissheit.

/ Im zweiten Absatz wurde das reine Diese, das, was die SG gesucht hat, somit das Einzelne, verortet. Diese landet jedoch im Allgemeinen. Der Versuch ist jedoch von Anfang an, sich im Einzelnen zu verorten. Darin wird klar, dass das erste Kapitel bereits das absolute Wissen enthält.

// Das Leid / Leiden ändert sich. Jetzt ist es anders als gestern. Die Erfahrung des Leides lässt sich einerseits bezogen auf den jetzigen Zeitpunkt beschreiben, aber auch mit Bezug auf andere Momenten resümieren. Das Leid ist, wenn die Patientin in der Therapiesituation über ihn spricht, ein Allgemeines. Ein etwas, das nicht als einziges zu fassen ist.

„Ein solches Einfaches, das durch Negation ist, weder Dieses noch Jenes, ein Nichtdieses, und ebenso gleichgültig, auch Dieses wie Jenes zu sein, nennen wir ein Allgemeines.“

/// Das Leid als in der Zeit sich Kollektivierendes. Wenn das Leid nur im Jetzt affirmiert werden würde, würden die anderen Leiderfahrungen, die ge-wesen sind und in diesem Moment negiert werden müssen, nicht aufgehoben, sondern annulliert worden sein.

/// In der Kollektivierung des Leides als Jetziges und Ge-wesenes verallgemeinert sich dieses. Dabei stehen sich die Einzelnen nur gleich-gültig gegen-über und treten nicht in eine Beziehung zueinander. Kann man in diesem Fall über ein Kollektives sprechen?

 

Absatz 8:

/ Die sinnliche Gewissheit zeigt sich selbst als dieses Allgemeine.

/ Das Ich der SG ist das Meinen als ein noch Unvermitteltes, welches sich noch keiner Prüfung unterzogen hat.

 

Absatz 9:

/ Derselbe Fall des Jetzt der SG als Allgemeines gilt auch für das Hier (hic)

 

Absatz 10:

/ Die SG bleibt das reine Sein als ihr Wesen nicht als Unmittelbares, sondern als solches, dem die Negation wesentlich ist.

/ Das reine Sein, das unmittelbare Sein, kann nur gemeint oder vorgestellt werden. Es gibt kein Denken, welches das reine Sein oder das Diese, weil sie unmittelbar sind, transparent machen. Siehe Absatz 13: „Indem ich sage: dieses Hier, Jetzt oder ein Einzelnes, sage ich: alle Diese, alle Hier, Jetzt, Einzelne;“ Moment des „Verkehrens“: Die Einzelheit in ihrer Abgeschlossenheit verkehrt sich in der Umschlossenheit der Allheit. Die SG hält jedoch am Meinen fest, weil die Unmittelbarkeit darin noch gegeben ist. Es ist hier noch keine Prüfung und Vermittlung eingedrungen. Die SG hält auf diese Weise an ihrem ver-mein-tlichen Wissen fest. 

Absatz 11:

„Ihre Wahrheit [der SG] ist in dem Gegenstande als meinem Gegenstande oder im Meinen; er ist, weil ich von ihm weiß.“

/ Der Gegenstand der SG wurde als Allgemeines un-wesentlich. In der zweiten Dialektik ist das Ich, das Meinen, die Wahrheit.

/ Die SG weiß sich nicht als denkend. WIR müssen sie aber denken, ansatzweise er-fassen. Ihre Wahrheit ist das Unmittelbare und noch un-differenzierte, nicht-vermittelte, somit die Negation des Denkens. Das Negative ist die erste Ausdifferenzierung, der erste Bezug zu einem Etwas, zu ihrem Gegen-stand, hier in verobjektivierter Form. Das ver-mein-tliche Wissen ist in der zweiten dialektischen Stufe wesentlich geworden. Der Gegenstand als Allgemeiner hingegen ist unwesentlich.

// Wie zeichnet sich der Übergang vom Gegenstand der SG als Wesentlichen hin zu einem Unwesentlichen, um das Wesentliche im Meinen, somit im Ich, zu haben, ab? Vom Leiden zum Leidenden? Was passiert, wenn im Leiden ein Leidender erkannt wird? Moment der Isolation durch die Zurückdrängung in das Ich? Solipsistische Erfahrung von Leid? 

 

Absatz 12:

/ Es kommt in dieser zweiten Stufe auch zu einem dialektischen Verhältnis, in dem die unterschiedlichen Positionen, die entstehen, verschwinden. Hier ist es das Ich, das einen Baum als das Hier behauptet und jemand anderes behauptet ein Haus als Hier. Das führt dazu, dass die eine Behauptung in die andere verschwindet. Beide Behauptungen sind gleich-gültig.

/ Hier wird zum ersten Mal ein ANDERES Bewusstsein erwähnt. Es kommt zu keiner Bezugnahme der beiden Bewusstseine, weil beide noch in ihrer sinnlichen Gewissheit stecken.

/ Hier zeigt sich ein ganz wichtiger Aspekt bei Hegel: Bei ihm kommt es nie zu einer Anhäufung oder einem Nebeneinander von Ansichten. Es kommt immer zu einer Auseinandersetzung zwischen diesen Ansichten. Die Eine zeigt sich immer auch im Verhältnis zu einer anderen und dadurch wiederrum zu sich selbst. Hier passiert eine Auseinandersetzung, die jedoch noch nicht aktiv ist, denn es kommt noch nicht zu einer Bezugnahme zweier Bewusstseine. Eher ist es so, dass die eine Meinung oder Behauptung in der anderen verschwindet, weil beide gleich-gültig sind.

// Moment der Gleich-gültigkeit: Die verschiedenen Leiderfahrungen zeigen keinen klaren Zusammenhang. Im Schmerzrausch ist alles gleich-gültig.  

/// Kann in der Gleich-gültigkeit und Bei-herspiel Kollektivität entstehen?

 

 

Absatz 13:

„Indem ich sage: dieses Hier, Jetzt oder ein Einzelnes, sage ich; alle Diese, alle hier, Jetzt, Einzelne; ebenso, indem ich sage: Ich, dieser einzelne Ich, sage ich überhaupt: alle Ich; der ist das, was ich sage; Ich, dieser einzelne Ich.

/ Das Ich ist auch bloß Allgemeines.

// Suche nach, dem, was IST, nach dem Grund MEINES (Ich) LEIDES (Gegenstand). Alles Unmittelbare, in dem ich versuche einen Halt, etwas Wesenhaftes zu finden, verschwindet und wird gegenüber allen anderen möglichen Gründen und wesentlichen Erklärungen für meine Leidsituation gleich-gültig

 

Absatz 14:

/ Es ereignet sich in Bezug auf das Ich derselbe Umschlag ins Allgemeine wie in der ersten Stufe bezüglich des Gegenstandes: Das Ich bleibt genauso wie das Hier oder Jetzt nicht bestehen. Jedes Mal, wenn man geglaubt hat, das Einzelne zu haben, musste man über dieses hinausgehen.

/ Dritte Stufe der sinnlichen Gewissheit: Das Ganze ist das Wesen der sinnlichen Gewissheit und nicht mehr nur ein Moment derselben.

/ Die sinnliche Gewissheit wird hier mit ihrem eigenen Wesen konfrontiert, somit mit ihrer eigenen unmittelbaren, reinen Beziehung. Jegliche Entgegensetzung wird hier ausgeschlossen. Darum gibt es auch kein Wesentliches und Unwesentliches mehr.

 

Absatz 15:

„Ihre Wahrheit erhält sich als sich selbst gleichbleibende Beziehung, die zwischen dem Ich und dem Gegenstand keinen Unterschied der Wesentlichkeit und Unwesentlichkeit macht und in die daher auch überhaupt kein Unterschied eindringen kann.“

/ Das Ich ist immer noch in sich isoliert. Dieses Mal auf radikale Weise in der sich selbst gleichbleibenden Beziehung, die keinen Übergang möglich macht. Vor allem keinen Übergang zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem. Still-Stand, Ohnmacht.

/ Ich bin reines Anschauen. Es gibt keine Verschiedenheit des Anschauens. Ich bin perspektivenlos und halte nur an EINER unmittelbaren Beziehung fest.

// Ich bin in meiner Schmerzsituation ohnmächtig! Meine EINE unmittelbare Beziehung: ICH BIN DER SCHMERZ.

 

Absatz 16:

Zeigen müssen wir es uns lassen, denn die Wahrheit dieser unmittelbaren Beziehung ist die Wahrheit dieses Ich, der sich auf ein Jetzt oder ein Hier einschränkt.“

/ die SG geht nicht aus ihrer Isolierung heraus, vielmehr müssen WIR (der Therapeut oder der Patient selbst) zu ihr gehen, um uns das Jetzt zeigen zu lassen. Das Herantreten darf jedoch nicht aus der Distanz passieren, wodurch es zu einer Verzerrung dessen kommt, was mir die SG zeigen will.Es muss somit eine Identifikation passieren und ein äußerlicher Standpunkt aufgegeben werden.

/ die Unmittelbarkeit darf nicht aufgehoben werden. Darum ist der Eintritt in denselben Punkt der Zeit und des Raumes notwendig. Damit zeigt sich uns das Unmittelbare, wie es beschaffen ist.

// Identifikation des Therapeuten mit dem Patienten? Gefahr einer projektiven Identifikation? Empathie?

 

Absatz 17:

„Es wird das Jetzt gezeigt, dieses Jetzt. Jetzt; es hat schon aufgehört zu sein, indem es gezeigt wird; das Jetzt, das ist, ist ein anderes als das gezeigte, und wir sehen, daß das Jetzt eben dieses ist, indem es ist, schon nicht mehr zu sein.“

/ Das Jetzt, das uns gezeigt wird, ist immer bereits ein Ge-wesenes: „Aber was gewesen ist, ist in der Tat kein Wesen; es ist nicht, und um das Sein war es zu tun.“

 

Absatz 18:

1. Ich zeige das Jetzt auf, das jedoch schon ein Ge-wesenes und damit Auf-gehobenes ist. Die erste Wahrheit wird damit aufgehoben.

2. Als zweite Wahrheit wird behauptet, dass das Jetzt ge-wesen ist.

3. Das Ge-wesene IST NICHT. Damit wird die zweite Wahrheit auch aufgehoben: Negation der Negation. Rückkehr zur ersten Wahrheit, dem Jetzt.

/ Das Aufzeigen des Jetzt hat somit verschiedene Momente an sich. Sein Resultat ist eine Vielheit von Jetzt, das Jetzt ist damit ein Allgemeines, eine Zeitspanne.

 

Absatz 19:

/ Wie das Jetzt ist auch das Hier ein Allgemeines, und zwar als „einfache Komplexion vieler Hier“

/ Das Hier lässt sich nicht vereinzeln. Man stößt nicht auf ein einziges, welches die Grundlage von allen anderen sein kann. Das vollkommen Einzelne ist kein Zugängliches, vielmehr ist es immer schon überschritten.

// Von einer Gewissheit darüber, was der Grund meines Leidens ist, stoße ich auf viele Gründe, unendlich viele. Das Problem ist von Anfang an, dass ich das Einzelne suche, jedoch nur das Allgemeine finden kann.

Absatz 20 und 21:

 „Es erhellt, daß die Dialektik der sinnlichen Gewißheit nichts anderes als die einfache Geschichte ihrer Bewegung oder ihrer Erfahrung und die sinnliche Gewißheit selbst nichts anderes als nur diese Geschichte ist.“

/ Die Dialektik hat das Prinzip der Allgemeinheit, welche hier eine sinnliche ist

/ Was bedeutet es, wenn die Dialektik am Anfang noch sinnlich ist? Wird sie in ihrer Sinnlichkeit erst zum Leben erweckt, indem sie vergeistert wird? Indem die sinnliche Gewissheit (der Mensch) das Diese zeigt und glaubt, gewiss darüber zu sein, es erfasst zu haben, täuscht sie sich, denn alles Einzelne geht automatisch über sich hinaus, sodass ihr eigentliches Wesenhafte das Allgemeine ist. Zu verstehen, wie das Sinnliche ist, ist zu verstehen, wie das Sinnliche erfasst werden kann, ohne es dabei jemals einholen zu können.

Absatz 21: „Wenn sie wirklich dieses Stück Papier, das sie meinen, sagen wollten, und sie wollten sagen, so ist dies unmöglich, weil das sinnliche Diese, das gemeint wird, der Sprache, die dem Bewußtsein, dem an sich Allgemeinen angehört, unerreichbar ist. Unter dem wirklichen Versuche, es zu sagen, würde es daher vermodern; die seine Beschreibung angefangen, könnten sie nicht vollenden, sondern müßten sie anderen überlassen, welche von einem Dinge zu sprechen, das nicht ist, zuletzt selbst eingestehen würden.“

 

Dialektiken:

1.Der Gegenstand. SG ist mit ihrem Gegenstand unmittelbar identisch

a.Das Wesentliche ist der Gegenstand

b.Dieses Dieses ist schon Allgemeines

2.In der zweiten Stufe ist das Ich, das Meinen, die Wahrheit

a.Hier (Absatz 11) passiert eine erste Umkehrung, Verkehrung als Übergang zur nächsten dialektischen Stufe

b.Das ver-mein-tliche Wissen (Absatz 11)

Das Wesen liegt in meinem Wissen und ist deswegen unmittelbar

3.Das Ganze ist das Wesen der sinnlichen Gewissheit. Die sinnliche Gewissheit wird in ihrem Wesen mit sich selbst konfrontiert.

a.Figur des Ausschlusses: Unterschied von Wissen und Gegenstand wird ausgeschlossen. Es gibt nur die Beziehung zwischen beiden, das ist reine Unmittelbarkeit

Exzerpt 


  • Inhalt der sinnlichen Gewissheit: unmittelbares Wissen; unverändert aufzufassen

    • keine Grenze, daher Wahrhafteste

    • Gewissheit sagt aus: es ist; allein Sein der Sache

    • Bewusstsein ist in Gew. als reines Ich; als reiner Dieser, ebenso Gegenstand als Dieser

      • weder Ich noch Sache der Gew.  haben Bedeutung der Vermittlung (83)

      • einfache Unmittlebarkeit ist Wahrheit der Gew.

      • Bew. weiß Ich als reines Dieses oder als Einzelnes

  • reines Sein als WESEN der sinn. Gewissheit

    • ist reine Unmittelbarkeit und Beispiel derselben

    • herausfallen von Dieser als Ich und Dieser als Gegenstand

      • Reflektieren dieses Unterschieds zeigt: nicht nur unmittelbar in Gew., sondern auch vermittelt

      • “Ich habe die Gewißheit durch ein Anderes, nämlich die Sache; und diese ist ebenso in der Gewissheit durch ein Anderes, nämlich durch Ich.” (83)

      • Unmittelbarkeit=Wesen; Vermittlung=Beispiel

      • in sinnlicher gewissheit: Gegenstand: unmittelbar Seiendes, Wesen (an sich); ist wahr auch wenn er nicht gew

      • usst ist

        • Ich: Vermitteltes, Unwesentliches

  • Dieses in der doppelten Gestalt seines Seins als HIER und JETZT

  • “eine Wahrheit kann durch Aufschreiben nicht verlieren;” (84)

    • Beispiel: jetzt ist Nacht; Jetzt erhält sich als Seinedes, erweist sich jedoch als Nichtseiendes; Jetzt erhält sich, aber als eines, das nicht Nacht ist - Als Negatives überhaupt !!

      • Jetzt als Vermitteltes, bestimmt durch das Nicht-Sein von Nacht, TAg…

        • Jetzt ist gleichgültig gegen sein Anderssein, nicht davon affiziert, ein Nichtdieses (85) - ist Allgemeines

          • Allgemeine ist Wahrheit der sinnlichen Gewissheit; wir sprechen das sinnliche als Allgemeines aus, nicht so wie wir es in der sinnlichen Gewissheit meinen

          • “und da das Allgemeine das Wahre der sinnlichen Gewißheit ist und die Sprache nur dieses Wahre ausdrückt, so ist es gar nicht möglich, daß wir ein sinnliches Sein, das wir meinen, je sagen können.” (85)

  • selbes mit anderer Form des Diesen: dem Hier

    • hier verschwindet nicht, sondern erhält sich im Verschwinden als wieder allgemeines, als vermittelte Einfachheit

  • sinnliche Gewissheit zeigt Allgemeines als die Wahrheit ihres Gegenstandes, nicht als Unmittelbares, sondern Vermittelt(Negation; Sein mit der Bestimmung Abstraktion oder reines Allgemeines zu sein 

    • unser Meinen verbleibt vor dem leeren Jetzt und Hier (86)

    • sinnliche Gewissheit und ihr wesentlich-Sein wechseln vom Gegenstand in das Ich

      • weil Allgemeinheit nun im Wissen vorhanden - Gegenstand wird zu meinem Gegenstand

        • Dialektik der sin. Gew.

        • Idee: in der Ver-allgemeinerung, der anhebenden Vermittlung als Perspektivität der Unmittelbarkeit mattered sich die Aktualität eines apparatus dessen Körperlichkeit in und als Grenzziehung (Barad) die Wahrnehmbarkeit des Sinnlichen überhaupt definiert (in zeitlicher relationalität) 

  • Nicht verschwindet das Ich als Allgemeines (vermittelt durch Negation) (86/87)

    • Ich ist in Allgemeinheit alle Ich ?! “indem ich sage: Ich, dieser einzelne Ich, sage ich überhaupt: alle Ich;” (87)

      • Frage: Allgemeines als Idealisierung des Ich; Dezentralisierung! Dividuationen!

    • das Ganze der sin. Gew. wird zu ihrem Wesen: Hier und Jetzt und Ich in ihrem steten Übergang von Unmittelbarkeit und Allgemeinheit

      • “Es ist also nur die ganze sinnliche Gewissheit selbst, welche an ihr als Unmittelbarkeit festhält” (87)

        • Wahrheit der sin. Gew. erhält sich in ihrer Übergangsbewegung, ihrer Beziehung zw. Ich und Gegenstand (87/88)

        • “Ich bin reines Anschauen”; Festhalten an einer unmittelbaren Beziehung

  • Zeigen müssen wir es uns lassen, denn die Wahrheit dieser unmittelbaren Beziehung ist die Wahrheit dieses Ich, der sich auf ein Jetzt oder ein Hier einschränkt.” (88)

    • “d. h. uns zu demselben diesen Ich, welches das gewiß Wissende ist, machen lassen.” (88)

    • Wie ist diese Unmittelbarkeit beschaffen?

  • Jetzt: 

  1. Jetzt als Wahres behauptet; aber gezeigt als Gewesenes/Aufgehobenes (Aufhebung der ersten Wahrheit)

  2. Behaupten des Jetzt als Gewesenes (als zweite Wahrheit)

  3. aber Gewesenes ist nicht; aufheben des Gewesensein, negieren der Negation des Jetzt

  • Rückkehr zum Jetzt

  • Jetzt als Bewegung (89)

Frage: Besteht nur unter der Annahme eines verstandenen Jetzt als Gewesenes; Uneinholbarkeit des Jetzt liegt in dessen Widersprüchlichkeit als Werdendes; Frage: Deleuze Versuch das Jetzt auch als Gewesenes Sein sein zu lassen, um so das Jetzt in die Mehrdimensionalität zu überführen bzw. es aus der Dominanz der Perspektivität zu ent-führen!?

Barad mit Zeitlichkeit; Malabou und Zeit bei Hegel?

Zitat Deleuze zu Jetzt/Hier suchen!!:

  • Das Hier und Jetzt werden als leere Identitäten, als abstrakte Universalitäten gesetzt, die die Differenz mit sich ziehen sollen; aber gerade die Differenz folgt keineswegs und bleibt in der Tiefe ihres eigenen Raums hängen, im Hier-und-Jetzt einer differentiellen Realität, die immer schon aus Singularitäten besteht.” (78, Deleuze, DW)


  • “Aber dieses in sich reflektierte erste ist nicht ganz genau dasselbe, was es zuerst, nämlich ein Unmittelbares, war; sondern es ist eben ein in sich Reflektiertes oder Einfaches, welches im Anderssein bleibt, was es ist: ein Jetzt, welches absolut viele Jetzt ist; [...]. - Das Aufzeigen ist also selbst die Bewegung, welche es ausspricht, was das Jetzt in Wahrheit ist, nämlich ein Resultat oder eine Vielheit von Jetzt zusammengefaßt; und das Aufzeigen ist das Erfahren, daß Jetzt Allgemeines ist.” (89)

  • selbes gilt für Hier; aufgezeigts Hier verschwindet hinter andern Hier (Zoom)

    • Aufgezeigtes ist ein negatives Dieses (90) 

      • Frage: Aufgezeigtes als Ausgedrücktes?

    • gemeintes Hier wäre Punkt; “er ist aber nicht; sondern indem er als seiend aufgezeigt wird, zeigt sich das Aufzeigen, nicht unmittelbares Wissen, sondern eine Bewegung von dem gemeinten Hier aus durch viele Hier in das allgemeine Hier zu sein” (90)

  • Dialektik der sin. Gew. ist einfache Geschichte ihrer Bewegung

    • natürliches Bew. macht Erfahrung über dies, ihr Wahres, immerfort und vergisst Bewegung

    • Bewusstsein hebt Wahrheit des Diesen bzw. Sinnlichen selbst wieder auf

    • Wahrheit der sinnlichen Dinge in der Natur sichtbar als Verzehr (91)

    • sinnliches Dieses gehört dem Bewusstsein an

      • Dies als gemeintes sagen zu wollen ist unmöglich, da sinnliches Diese der Sprache angehört, dem Bewusstsein, dem Allgemeinen (91/92)

        • Barad überträgt diese Grenze in den Vollzug des Dualismus als dessen Aufhebung

        • Performative Philosophie als Versuch das Aussagen des Allgemeinen an das Sprechen über absolut einzelne Wesen anzupassen 

      • Wird von etwas weiter nichts gesagt, als daß es ein wirkliches Ding, ein äußerer Gegenstand ist, so ist es nur als das Allerallgemeinste und damit vielmehr seine Gleichheit mit allem als die Unterschiedenheit ausgesprochen.” (92)

    • Hier als Allgemeines ist einfaches Zusammen vieler Hier 

      • nehme es wahr (wie es in Wahrheit ist) anstatt es unmittelbar zu wissen (92)