Über das grundlegende Thema „Zeit und Raum“
Das Thema „Zeit und Raum“ wird nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Philosophie behandelt.
Ich habe für diese Untersuchung das Thema „Raum“ im Projekt POINT IN TIME 2013 definiert; ein dreidimensionaler Raum ist nicht nur ein physikalischer Raum, sondern auch ein sozialer oder mentaler Raum. Dabei habe ich das Thema Raum und die Arbeit der Künstler am literarischen Topos1 bzw. auch an anderen kulturellen Definitionen orientiert. Außerdem habe ich die metaphysische Definition von „Zeit und Raum“ in verschiedenen kulturellen Räumen betrachtet.
‚Zeit’ kann mit der philosophischen Definition, aber auch mit der Philosophie der Mathematik beschrieben oder erklärt werden. ‚Zeit‘ ist kein empirischer Begriff. Sie kann von uns nicht objektiv wahrgenommen werden, sondern nur subjektiv, dies betrifft z.B. Erinnerung, Existenz und Tod.
Das Thema „Raum und Zeit“ fokussiert also auf die grundlegenden Fragen von Erinnerung, Existenz, Zukunft (Vision) und Tod und damit auch auf Fragen über die Art der Identität und die des Körpers (Substanz). Ich thematisiere jedoch Raum und Zeit nicht nur metaphysisch, sondern auch mathematisch, d.h. geometrisch (euklidische Geometrie und euklidischer Raum).
1 Topos (Pl. Topoi, von altgriechisch τόπος topos „Ort, Thema, Gemeinplatz“): darunter versteht man einen Gemeinplatz, eine stereotype Redewendung, ein vorgeprägtes Sprachbild, ein Beispiel oder Motiv (z. B. navigatio vitae, „das Lebensschiff“). Der technische Begriff „Topos“ wird zeitweise auch mit „Thema“, „Argumentation“ oder „an der Tagesordnung“ übersetzt.
Topologie
Damit in Zusammenhang stehende Wissenschaften: Topologie, Topos (Geisteswissenschaft), Topos (Mathematik), Metapher
These
„Nach Nelson Goodmans These sind Sinn und Zweck von Kunst und Wissenschaft gleich. Beider Ziel sei Erkenntnis. Und zwar Erkenntnis als (selegierende, sortierende, konstruierende) Organisation von Wissen. In diesem Sinne ist das Wesen von Wissenschaft und Kunst gleichermaßen >kognitiv<, ihre Qualität >kognitive Vortrefflichkeit1<.“ (S. 81, Franz Koppe: Kunst als entäußerte Weise, die Welt zu sehen. Zu Nelson Goodman und Arthur C. Danto in weitergehender Absicht. In: ders. (Hrsg.): Perspektiven der Kunstphilosophie. Texte und Diskussionen; Frankfurt/M., 2. Aufl. 1993)
Mit diesem Zitat, das meinen Aufsätzen POINT IN TIME als These zugrunde liegt, habe ich das Projekt POINT IN TIME systematisiert.
Franz Koppe schreibt, dass Kunst gegenüber dem Kriterium der Wissenschaften von Goodman durch Abweichung von diesem quasi idealen Zeichencharakter bestimmt ist: und zwar durch das Fehlen von Kriterien der Notationalität und durch Formen und Kombination syntaktisch-semantischer Uneindeutigkeit, Unartikuliertheit, Undifferenziertheit.
„Auch Dantoinsistiert auf dem Zeichencharakter der Kunst, auf ihrer Sprachlichkeit.2 Im Unterschied zum bloßen Ding ist das Kunstwerk nicht nur etwas (wie jedes Ding), sondern auch ‚über etwas’ (wie jedes Zeichen). Diese zusätzliche Dimension der ‚aboutness’ nennt Danto auch (und zwar in diesem weiten Sinne) ‚Darstellng’“ (S. 84, Franz Koppe: Kunst als entäußerte Weise, die Welt zu sehen. Zu Nelson Goodman und Arthur C. Danto in weitergehender Absicht. In: ders. (Hrsg.): Perspektiven der Kunstphilosophie. Texte und Diskussionen; Frankfurt/M., 2. Aufl. 1993)
Dieser Aufsatz von Franz Koppe gab den Impuls, die Kunstwerke zu präsentieren, und er war auch der Anreiz, über gegenwärtige Kunst und Kultur zu diskutieren.
„Kunst als entäußerte Weise, die Welt zu sehen. Zu Nelson Goodman und Arthur C. Danto in weitergehender Absicht.“ Der Aufsatz von Franz Koppe dient als Kern des Projekts POINT IN TIME. Ein Satz daraus (bzw. seine Bedeutung) wurde in die Präsentation eingebaut, die Kunstwerke wurden zusammen mit der Szenografie neu artikuliert, wobei eine Szenografie des praktischen und ästhetischen Raums geschaffen wurde.
1 Goodman (1973), Kap. I und VI (und passim); vor allem I.I (bes. S. 19), I.7(bes. S. 42f.), VI.6 (bes. S. 259f.) und VI. 7.
2 Danto (1984), Kap. 1 bis 5, im Folgenden bes. Kap. 1 „Kunstwerke und reine reale Dinge“ und Kap. 3 (über den Sprachcharakter der Kunst und ihren Zusammenhang mit der Philosophie).