Mit Filmen von:
Mareike Bernien und Alex Gerbaulet
Gisela Tuchtenhagen & Serap Berrakkarasu
Pary El-Qalqili und Christiane Schmidt
Natascha Sadr Haghighian
Navina Sundaram
Aysun Bademsoy
Cana Bilir-Meier
Pınar Öğrenci
Hatice Ayten
Želimir Žilnik
Julian Vogel
Sefa Defterli
İlker Çatak
Shelly Silver
FR., 8. NOVEMBER, KINOPOLIS HANAU
KINOPOLIS HANAU, AM STEINHEIMER TOR 17, 63450 HANAU
Es gelten die Eintrittspreise des Kinos, Kartenverkauf / Cinema admission prices apply, ticket sales: kinopolis.de/hu/programm
17H30
EINLASS/ADMISSION
18H
SPUREN — DIE OPFER DES NSU (AYSUN BADEMSOY, 2019)
Die Asamblea beginnt im Kinopolis mit Spuren — Die Opfer des NSU (2019), einem der ersten Filme, die im Schatten des viele Jahre dauernden NSU-Prozesses in München das Gespräch mit den Angehörigen von Enver Şimşek, Süleyman Taşköprü und Mehmet Kubaşık, die in Nürnberg, Hamburg und Dortmund ermordet wurden suchen. Aysun Bademsoy — Dokumentarfilmemacherin mit langjäh- rigem erfahrenem Blick für die wechselseitigen türkisch-deutschen Beziehungen und Erfahrungen — bricht das Schweigen, macht den öffentlich ungesehenen Schmerz sichtbar, den die Morde, die Ermitt- lungsfehler und unablässigen Verdächtigungen in die Familien der Hinterbliebenen und Freundeskreise gebracht haben. Die Vorführung des Films ist eine Hanau-Premiere.
In Anwesenheit von Aysun Bademsoy und weiteren Gästen
In Kollaboration / In collaboration with kein_schlussstrich Hessen
13H30
STIMMEN UND WEGE
Gewalt sichtbar und hörbar zu machen, ihr einen Platz in der Wirklich- keit zu geben, ohne sie fortzuschreiben, verlangt gestalterischen Einfallsreichtum: Bildfindung, Tonarbeit, Auflösung, Verstärkung, Verdünnung, Konzentration, Trennschärfe, Bewegungsmuster, Oberflächen, Hintergründe usw., auch Wärme, Wut und Witz. Von diesen filmischen Vorgehensweisen können wir viel lernen, fragen was geht und was fehlt. Zum Beispiel was mit dieser Leere in diesen deutschen Städten und Landschaften los ist, die in Filmen auftaucht, die sich mit Rechtsextremismus beschäftigen. Leere Straßen, leere Fenster, viel Schweigen, latente Bedrohung. Niemand da, niemand grüßt. Eine Geografie der Ignoranz oder der Vergeltung? Wie kann man etwas erkennen, das man nicht sieht?
Dieses Programm beginnt mit dem 2. Teil der Social Media Series (Apulien 2018) von Natascha Sadr Haghighian. In der Video-Trilogie verbindet sie verschiedene Orte der Migration miteinander. Im 2. Teil fordern uns die apulischen Landschaften, Tomatenplantagen, Contai- ner, die mitgehende Kamera von Jasper Kettner heraus, wir folgen den Bewegungen einer mit einem Pappmaché Stein-Kopf herumlaufenden Figur. Herumgehen ist ein Erzählwerkzeug. Wenn nichts zu sehen ist, dann ist doch eine Menge dort los, im Untergrund, im Ton, im mitschwingenden Wissen angesichts der unsichtbaren Arbeitskräfte, um deren Existenz und Rechte es geht, viele versprengte Hinweise, die keine erzählerische Einbahnstraße füttern. Das Wort „Unterwandern“ hat hier plötzlich eine Menge konkreter Anreize.
Sprung zurück in die 1990er-Jahre. Mit OHNELAND (1995) reagiert die Duisburger Filmemacherin Hatice Ayten auf die Anschläge auf Wohn- häuser von Menschen türkischer Herkunft. Zwei junge Frauen machen ihrer Wut direkt in und durch die Kamera Luft. Sie haben nicht vor, sich von der rassistischen Gewalt einschüchtern zu lassen. Die zwischen- geschnittenen B-Ebene-Bilder in krisseligem Schwarz-Weiß erinnern an die Gefahren; dass einem spät nachts Schläge und mehr drohen konnten und es lebensnotwendig wurde, sich zu organisieren. Der Film, ein Meilenstein der Gegenoffensive, wird seit 1997 in unzähligen Filmprogrammen und Ausstellungen gezeigt — zuletzt in „Weil ich nun mal hier lebe“ (MMK Frankfurt, 2018-2019) und „Offener Prozess“ (ASA FF Chemnitz u.a., 2020-2024).
Mareike Berniens und Alex Gerbaulets Tiefenschärfe (2017) liest in den Markierungen der Tatorte in Nürnberg, an denen der sogenannte NSU zwischen 2000 und 2005 drei Morde verübt hat. [Diese] werden zu Blickpunkten auf eine Stadt, deren Achse immer wieder aus dem Bildrahmen kippt. So findet ein Ausloten, Irritieren und Verschieben von Realitätsebenen statt, das den Erschütterungen dieser scheinbar unskandalisierbaren Angriffe des NSU auf die Wirklichkeit der (post-) migrantischen Gesellschaft nachspürt. (Text Pong). Die Filmemacherin- nen waren zeitgleich im Projekt Tribunal: NSU-Komplex auflösen (2017-2018) und bei der Herstellung der gleichnamigen Spot-Serie aktiv; gemeinsam mit Merle Kröger verantwortet Mareike Bernien außerdem das Projekt Die fünfte Wand (im 18H Programm werden einige Beiträge aus diesem Projekt gezeigt).
In ihrem konzeptionellen Dokumentarfilm Nachbarn suchen die Regisseurinnen Pary El-Qalqili und Christiane Schmidt Geflüchtetenunterkünfte auf, auf die in jüngerer Zeit ein Anschlag verübt wurde. Sie erfassen den Tatort in langen 360°-Schwenks. Auf der Tonspur kommen die Nachbarn der Tatorte zu Wort. Sie teilen ungefiltert ihre Ängste, Überheblichkeiten, Vorurteile, ihr Mitleid, auch groben Unfug; oft ist ein Wundern zu vernehmen, dass nicht noch mehr passiert. Nachbarn ist das Portrait eines schwelenden Misstrauens. Die Geflüchteten selbst kommen nicht zu Wort.
Gespräch mit den Filmemacherinnen und Künstlerinnen Hatice Ayten, Pary El-Qalqili and Christiane Schmidt, Natascha Sadr Haghighian
16H
INVERT / SUBVERT / REVERSE / OVERTURN
Das Nachmittagsprogramm lädt zu einer Werkschau der Künstlerin Cana Bilir-Meier ein, die in ihren Filmen Fundstücke aus dem Familien- archiv mit performativen Szenen verknüpft und auf diese Weise dokumentarisch-künstlerische Verbindungslinien zwischen migranti- schem Alltag und Wissen damals wie heute zieht und Kontinuitäten der Gewalt aufzeigt.
Der Poetin, Arbeiterin und politischen Aktivistin Semra Ertan widmete Bilir-Meier ihren Abschlussfilm an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Semra Ertan (2013) ist kein Biopic, kein fernsehtaugliches Portrait, sondern ein Film-Poem, ein politisches Gedicht, ein fragmentiertes Erzählen ohne Glättung der Trauer, ein Filmversuch der Gegenwartsbe- wältigung. 2018 gründet Bilir-Meier mit anderen die Initiative zum Gedenken an Semra Ertan, ihre Tante. 2020 gibt sie den bilingualen Gedichtband Semra Ertan — Mein Name ist Ausländer / Semra Ertan — Benim Adım Yabancı bei der Edition Assemblage mit heraus.
Sechs Jahre später dreht Bilir-Meier This Makes Me Want to Predict the Past (2019) im Münchner Olympia-Einkaufszentrum an der Hanauer Straße auf Super-8, wo wenige Jahre zuvor am 22. Juli 2016 bei einem rassistischen Anschlag neun in der Mehrheit jugendliche Menschen getötet und weitere verletzt wurden. Herumbummeln, Sonnenbrillen anprobieren, für die Kamera posieren, Fotos durchsehen, auf denen andere Menschen ähnliche Posen einnehmen. Ein Tag wie jeder andere. Auf der Tonspur eine Abfolge absurder Sehnsüchte – die Vergangenheit vorhersagen, den Wecker aus dem Schlaf reißen, vergessen, woran man sich nicht erinnern kann, die der Tat den Wunsch an ihr Gegenteil anhängen. Fotos zeigen Szenen des Theaterstücks „Düşler Ülkesi“ (Land der Träume), an dessen Inszenierung in den Münchner Kammerspielen 1982 Bilir-Meiers Mutter mitwirkte. Eine Bombendrohung verhinderte damals die Premiere. Derzeit läuft in der Studiengalerie 1.357 der Goethe Universität Frankfurt die gleichnamige Ausstellung (bis 20.11.2024). 2023 folgt Bilir-Meiers dritter Film Zwischenwelt (2023), in dem sie zeitlich disparate Geschehnisse montiert. 1986 wird in München das Muhammad-Iqbal-Denkmal errichtet, das an den Philosophen, Dichter und Vordenker des unabhängigen Pakistan erinnert. Iqbal, der 1907 in München promovierte, hielt sich viele Jahre in Bayern auf. 1962 kommt Gani Bilir als „Gastarbeiter“ nach Kiel. Seine Lohnzettel sind ein Dokument der Arbeitsbedingungen der Arbeitsmigrant*innen und ihrer fehlenden Anerkennung. Drei Schwestern, Saboura, Basira und Kirat, versammeln sich in der Gegenwart an geschichtsträchtigen Orten der bayerischen Hauptstadt. Sie tragen die Skulpturen der Künstlerin Ahu Dural heran und lehnen sie dort an. In Zwischenwelt rücken diese Ereignisse und Dinge zusammen, entwickeln ein eigenes Referenzvokabular.
Gespräch mit der Künstlerin Cana Bilir-Meier
IM DUNKELN SEHN befragt in einem erweiterten mediengesellschaftlichen Rahmen die künstlerisch und filmisch formulierte Kritik an den Ermittlungen von rechtsextremen Gewalttaten in Deutschland seit den 1960er-Jahren und an der Kultur der Gleichgültigkeit.
Am 4. November 2011 hat sich das NSU-Kerntrio selbstenttarnt und damit einen vielfachen Schock ausgelöst. Die rassistisch motivierten, rechtsextremen Morde in München, Halle und Hanau und unzählige weitere wurden erst im Nachgang in ihrem tatsächlichen Ausmaß erkennbar.
Künstler*innen und Filmschaffende springen immer wieder in die Bresche und beginnen dort mit ihren Mitteln zu arbeiten, wohin die Behörden nicht vordringen, wo Leugnung und Kriminalisierung der Opfer, der Überlebenden, der Angehörigen und Familien in der breiten Öffentlichkeit und vor Gericht vorherrschen. Sie legen eine „Inventur des Ignorierens“ (Natascha Sadr Haghighian) frei, suchen alternative Formen und Perspektiven, tun sich in Ausstellungsprojekten und Netzwerken zusammen.
Im Dunkeln sehen heißt innehalten, sich einlassen, den Augen Arbeit zumuten; heißt die Dinge in einem anderen Licht sehen, Gewohnheiten und Perspektiven überdenken, nochmal hinschauen, zuhören, nachfragen.
Im Dunkeln sehen heißt also, sich Erfahrungen zuwenden, die für manche offensichtlich und andere unterschwellig den Alltag prägen, bedeutet rassistische Strukturen aufspüren, die in Institutionen wirken, die spalten, ausgrenzen und verletzen.
Im Dunkeln sehen ist aber auch ein besonderes Angebot des Films: im Kino spannt sich ein Raum der Auseinandersetzung, der Hinwendung und Distanzierung auf; hier im Dunkeln sehen und hören wir konzentrierter zu, finden Zeit für neue Fragen, nehmen Kritik und alternative Gestaltungskräfte wahr.
Wir laden ein, gemeinsam Filme zu sehen und nachzudenken.
Es kommen die Filmemacher*innen Hatice Ayten, Aysun Bademsoy, Cana Bilir-Meier, Pary El-Qalqili und Christiane Schmidt, Pınar Öğrenci, Natascha Sadr Haghighian und Julian Vogel; als weitere Gäste werden Kathrin Brinkmann, Annett Busch, Daniel Fairfax, Duygu Gürsel, Angelika Levi, Björn Schmitt, Luise Schröder erwartet.
SO., 10. NOVEMBER, FRANKFURT
KINO IM DFF, DEUTSCHES FILMINSTITUT & FILMMUSEUM, SCHAUMAINQUAI 41, 60596 FRANKFURT
11H30
FORMER EAST / FORMER WEST (SHELLY SILVER, 1994)
Ein DAAD-Stipendium führt die New Yorker Künstlerin und Filmemacherin Shelly Silver 1992-1993 nach Berlin. Mehr als ein Jahr lang führt sie hunderte Interviews mit Menschen auf der Straße zu ihrer Meinung zu Sozialismus, Kapitalismus und den Folgen der Wiederver- einigung. Die Euphorie des Mauerfalls ist abgeebbt, stattdessen treten Existenzängste, Vorbehalte zwischen Ost- und Westdeutschen und eine grundlegende Skepsis gegenüber den Möglichkeiten demokratischer Partizipation in Erscheinung. Nicht selten werden auch nationalistische und rechtsextreme Stimmen laut. Silver hat ein sehr feines Gespür für Zwischentöne und dokumentiert hier Entwicklungen wie den zunehmenden Rassismus, rechtspopulistisches Gedankengut und einer beginnenden Demokratiemüdigkeit im wiedervereinten Deutschland, die bis heute wirken. (Text BPB Mediathek)
Das anschließende Gespräch mit dem Publikum führe die Filmemacherin Angelika Levi.
19H
PUPILLE — KINO IN DER UNI E.V., MERTONSTRASSE 26-28, 60325 FRANKFURT
DAS LEHRERZIMMER (İLKER ÇATAK, 2023)
Transnationalität und Multikulturalität an Schulen werden im deutschsprachigen dokumentarischen Kino in den letzten Jahren nur zu oft an den Kindern entlang erzählt und „problematisiert“. Der Spielfilm Lehrerzimmer wechselt gleich mehrfach die Perspektive. Hier stehen weniger die Kinder und die Klasse, sondern das Lehrerzimmer und eine Lehrerin (gespielt von Leonie Benesch) im Fokus. Der Film entfaltet sich als verdichtetes Kammerspiel aus Vermutungen, Unterstellungen und Verleumdungen. In Gesprächen, die abbrechen, bevor man überhaupt zu verhandeln beginnt, kommen Mikrorassismen gleich in Serie zum Vorschein, teils aus Blindheit für die eigenen Vorurteile, teils aus institutionalisierter politischer Korrektheit. Setzen sich so unabsichtlich machistische Muster und strukturelle Diskriminie- rung fort? Ist es Selbstsabotage? Wer profitiert von dieser Gemenge- lage und wer hat das Nachsehen? Für solche unauflöslichen Dramen mit einem Blick für Details und dem Hang zum Grotesken haben das Drehbuch-Duo Çatak & Duncker, die seit 2005 eine enge Zusammen- arbeit verbindet, genaue Augen und Ohren.
Gespräch zum Film mit kein_schlussstrich Hessen und dem Team DIE KUNST DER GEGENUNTERSUCHUNG / IM DUNKELN SEHN
13H45
MAL SEH’N KINO, ADLERFLYCHTSTRASSE 6, 60318 FRANKFURT
AUSSCHNITTE AUS EINZELTÄTER TEIL 3: HANAU (JULIAN VOGEL, 2023)
Nach dem rassistischen Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020 halten Hinterbliebene, Eltern, Geschwister und Freunde der Opfer Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar, Kaloyan Velkov zusammen und versuchen gemeinsam, mit den Folgen der Tat umzuge- hen. Sie organisieren sich politisch, kämpfen mit ungeheurer Anstren- gung um Aufklärung, fordern seit mehr als vier Jahren Konsequenzen. Sie leben weiterhin in Hanau-Kesselstadt, in unmittelbarer Nachbar- schaft zum Vater des Täters und zu einigen Tatorten.
Muhammed Beyazkendir, Karim Kurtović und Mustafa Noori führen durch ihre Stadt, füllen das Bild mit ihren Gedanken und Gefühlen und mit ihrer Freundschaft. Eigens für das Werkstattgespräch im Mal Seh‘n haben Julian Vogel und Sebastian Winkels mit dem Einverständnis der Akteure Material aus dem Film und bislang nicht gezeigtes Footage der Außenszenen eines Drehtages in Kesselstadt montiert. Das Gespräch möchte dazu einladen, sich in eine offene Form des dokumentarischen Filmemachens hineinzuversetzen, bei dem alle Mitstreiter*innen vor wie hinter der Kamera Einfluss auf die Gestaltung des Films nehmen. Die drei Teile der Serie „Einzeltäter“ sind in der Mediathek des ZDF kostenlos zu sehen.
Werkstattgespräch mit Muhammed Beyazkendir, Karim Kurtović, Mustafa Noori, Julian Vogel (director and cinematographer), Luise Schröder (cinematographer), Sebastian Winkels (editor) and the audience
18H
PERSPEKTIVEN AUF MEDIEN(GESCHICHTE), ARCHIVPOLITIK UND NETZWERKE
Bei der Durchsicht der Filme des Tages wird zweierlei sichtbar. Es gibt eine vielgestaltige Geschichte des ästhetischen und politischen Eingreifens gegen rechtsextreme Gewalt im deutsch-produzierten Experimental- und Dokumentarfilm, oft in Auseinandersetzung mit den Tatorten und aus auto/biografischer Perspektive. Diese vielgestaltigen Eingriffe hängen gleichzeitig an einer Geschichte der Medien, der Printmedien, des Fernsehens und seiner Berichterstattungsformate, die im Großen und Ganzen migrantisch situiertes Wissen in der Vergangenheit wenig bis gar nicht beachtet haben, also Material, das selbst schon gegen den Strich gebürstet werden muss. Doch gab es stets auch alternative Medien bzw. Nutzung der Medien, Zeitschriften, Popkultur und Menschen, die daraus alternative Geschichtsnarrative entwickeln, in der z.B. die Geschichte der Dekolonisierung einen Platz gefunden hat, die Geschichte der Linken oder die Geschichte feminis- tischer Bewegungen und ebenso die Geschichte der Migration, der Migrant*innen und Migrantisierten: Familienarchive, open source, low tech., Mitschnitte, Erzählungen, altes Analog-Videomaterial, Kassetten, Interviews, Fotoalben, Musik, Objekte, Erinnerungen, zirkulierende Bilder...
Was ist das für ein Bild- und Tonmaterial, mit dem sich dieses Leben in Deutschland erzählt? Welche anderen Möglichkeiten gibt es, als dieses Material in „arm“ oder „reich“ zu kategorisieren? Welches Netzwerk, welches Archivmodell bildet sich in dieser Filmpraxis ab? Die Session versteht sich als Versuch einer Annäherung an die Materialität der Geschichte und Gegenwart. Gezeigt werden u.a. die Spots der Intiative Tribunal: NSU-Komplex auflösen (2017): Where were you on June 9, 2004? und (Against) Randomness; der 1.Teil der Video-Trilogie Social Media Series, Donauwörth, Manching, Bamberg, Ellwangen (2018) von Natascha Sadr Haghighian zu „Zentren für Ankunft, Entscheidung, Rückführung“ in Bayern; einige Beiträge aus dem Archiv-Projekt Die fünfte Wand zur Arbeit der Fernsehjournalistin Navina Sundaram (2018); Sefa Defterli Kein 10. Opfer (2004), das in verschiedenen Fassungen im Netz und in Ausstellungen kursiert.
Austausch mit / In conversation with Daniel Fairfax (Goethe University Frankfurt),
Björn Schmitt (Deutsches Filminstitut & Filmmuseum), Natascha Sadr Haghighian (artist), Kathrin Brinkmann (ZDF/arte)
SA., 9. NOVEMBER, HFG OFFENBACH (AULA)
HOCHSCHULE FÜR GESTALTUNG, SCHLOSSSTRASSE 31, 63065 OFFENBACH, HAUPTEINGANG
10H
HINSEHEN, ZUHÖREN
Der Tag startet mit Töchter zweier Welten (1991); Serap Berrakkarasu (Drehbuch/Regie) und Gisela Tuchtenhagen (Kamera) drehten vor über 30 Jahren ein parallelmontiertes Filmportrait über Mütter und Töchter der ersten und zweiten türkisch-deutschen Generation kurz nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung. Zugewandtes Zuhören und eine aufmerksame, nie exponierende Kamera machen Stil und Haltung von Berrakkarasu und Tuchtenhagen aus. In ihrer gemeinsamen, nur wenige Filme umfassenden Filmarbeit lassen sie sich leiten von Interesse und Zuneigung für die Menschen vor der Kamera und für die Möglichkeiten, die das Filmemachen herstellt, mit ihnen Zeit zu verbringen und einen Raum zu teilen.
11H30
ARCHITEKTUREN
Verkehrsregeln, Hausordnungen, Verbote, Putzpläne, Zuweisungen, Zulassungen, Ausweise. Für alles gibt es Regeln. Regeln für Wohnraum für nicht-deutsche Arbeitskräfte sind keine Ausnahme. Anfangs waren die deutschen Firmen verpflichtet, für die aus Spanien, Italien, Griechenland oder der Türkei angeworbenen Arbeiter*innen Wohnraum zur Verfügung zu stellen; mit der Arbeitserlaubnis war auch die Wohnerlaubnis verbunden. Arbeitslosigkeit bedeutete sofort Verlust der Wohnung. Der Filmemacher Želimir Žilnik, der Anfang der 1970er-Jahre aus Jugoslawien vor Titos restriktiver Kulturpolitik in die BRD geflohen war, macht Hausordnung (1975) gemeinsam mit Hausmeister*innen und Hausbewohner*innen. Ihre kollaborative filmische Intervention treibt die Überregelung auf die Spitze. „Kein Besuch aufs Zimmer“, „Keine Musik nach 21h“ werden während des Drehs ausgesetzt; das bringt auch den erfahrenen Kameramann Thomas Mauch in Schwingungen. Produziert wurde Hausordnung von der Regisseurin und Kamerafrau Vlada Majic.
Pınar Öğrenci nimmt in ihrem essayistischen Dokumentarfilm Gurbet is a home now (2021) die kaum beleuchtete Vermietungs- und Sanierungspolitik in West-Berlin/Kreuzberg der 1970er- und 1980er-Jahre unter die Lupe. Sie interessiert sich für die „Gastarbeiter“-Frauen und Kinder in den kaputten Architekturen der Nachkriegsjahre, verdichtet die Bilder zu Raum-Mustern, erzählt aus ihnen ein volles, prekäres, einfallsreiches Leben. Bild-Material aus dem Kontext der „behutsamen Stadterneuerung“ und der Internationalen Bauausstellung von 1984-1987 montiert Öğrenci mit Fotos aus privaten Sammlungen und Kommentaren von Bewohnerinnen. Von wem die Hausbesetzer*innenszene wohl gelernt hat zu kämpfen?
Gespräch mit / In Conversation with Pınar Öğrenci (artist), Annett Busch (curator, author, translator), Duygu Gürsel (sociologist).
LOOKING IN THE DARK questions artistic and filmic ways. Within an extended media framework, it is investigating right-wing extremist acts of violence and the culture of indifference in Germany since the 1960s. On November 4, 2011, the NSU core trio exposed itself. The racially motivated, right-wing extremist, racist murders in Munich, Halle and Hanau and countless others only became apparent in their true extent afterwards.
Artists and filmmakers repeatedly step into the breach and begin to work with their means into matters where the authorities don’t go, where denial and criminalization of the victims, survivors, relatives and families prevail in the general public and in court. They uncover an “inventory of denial” (Natascha Sadr Haghighian), seek alternative forms and perspectives, join forces in exhibition projects and networks. Looking in the dark means pausing, getting involved, putting your eyes to work; it means seeing things in a different light, rethinking habits and perspectives, looking again, listening, asking questions.
Looking in the dark therefore means turning to experiences that obviously for some and subliminally for others characterize everyday life, means tracking down racist structures that operate in institutions that divide, exclude and hurt.
But looking in the dark is also a special offer of film: in the cinema, a space of confrontation, of turning and distancing opens up; here in the dark we can watch and listen in a more concentrated way, find time for new questions, perceive criticism and alternative creative forces.
We invite you and us to watch and reflect on films together.
The filmmakers Hatice Ayten, Aysun Bademsoy, Cana Bilir-Meier, Pary El-Qalqili and Christiane Schmidt, Pınar Öğrenci, Natascha Sadr Haghighian and Julian Vogel are coming; Kathrin Brinkmann, Annett Busch, Daniel Fairfax, Duygu Gürsel, Angelika Levi, Björn Schmitt, Luise Schröder are expected as additional guests.
Offenbach & Frankfurt
Marie-Hélène Gutberlet, Felix Trautmann und Franziska Wildt (kuratorisches Team / curatorial team)
18H
PERSPECTIVES ON MEDIA (HISTORY), ARCHIVE POLICY AND NETWORKS
Two things become apparent when viewing the films of the day. There is a multifaceted history of aesthetic and political intervention against right-wing extremist violence in German-produced experimental and documentary films, often in confrontation with the crime scenes and from an auto/biographical perspective. At the same time, these multifaceted interventions are linked to a history of the media, the print media, television and its reporting formats, which by and large have paid little or no attention to migrant-situated knowledge in the past, i.e. material that must itself be brushed against the grain. But there have always been alternative media or uses of the media, i.e. magazines, pop culture and people who develop alternative historical narratives in which, for ex., the history of decolonization has found a place, the history of the left or the history of feminist movements and also the history of migration, of migrants and migrantized people: family archives, open source, low tech, recordings, narratives, old analogue video material, cassettes, interviews, photo albums, music, objects, memories, circulating images...
What kind of visual and audio material is used to narrate this life in Germany? What other possibilities are there than to categorize this material as “poor” or “rich”? Which network, which archive model is reflected in this film practice?
The session is an attempt to approach the materiality of history and the present. Among others, the spots of the initiative Tribunal: Unraveling the NSU Complex (2017) will be shown: Where were you on June 9, 2004? and (Against) Randomness; the 1st part of the video trilogy Social Media Series, Donauwörth, Manching, Bamberg, Ellwangen (2018) by Natascha Sadr Haghighian on “Centers for Arrival, Decision, Repatriation” in Bavaria; some contributions from the archive project The Fifth Wall focusing on the work of television journalist Navina Sundaram (2018); Sefa Defterli No 10th Victim (2004), which circulates in various versions on the net and in exhibitions.
In conversation with Daniel Fairfax (Goethe University Frankfurt), Björn Schmitt (Deutsches Filminstitut & Filmmuseum), Natascha Sadr Haghighian (artist), Kathrin Brinkmann (ZDF/arte)
16H
INVERT / SUBVERT / REVERSE / OVERTURN
The afternoon program invites you to the screening of Cana Bilir-Meier’s films. In her work she combines found objects from the family archive with performative scenes, thus drawing documentary-artistic connections between everyday migrant life and knowledge from then and now, revealing continuities of violence.
Bilir-Meier dedicated her graduation film at the Academy of Fine Arts Vienna to the poet, worker and political activist Semra Ertan. Semra Ertan (2013) is not a biopic, not a portrait suitable for TV, but a political film-poem, a fragmented narrative without smoothing over the grief, a filmic attempt to come to terms with the present. In 2018, Bilir-Meier and others founded the initiative in memory of Semra Ertan, her aunt. In 2020, she co-published the bilingual poetry collection Semra Ertan — Mein Name ist Ausländer / Semra Ertan — Benim Adım Yabancı with Edition Assemblage.
Six years later, Bilir-Meier shoots This Makes Me Want to Predict the Past (2019) on Super 8 in Munich’s Olympia shopping center on Hanauer Straße, where nine mostly young people were killed and others injured in a racist attack a few years earlier on July 22, 2016. Strolling around, trying on sunglasses, posing for the camera, looking through photos of other people striking similar poses. A day like any other. On the soundtrack, a sequence of absurd desires — predicting the past, snapping the alarm clock out of sleep, forgetting what you can’t remember, attaching the desire to the act to its opposite. Photos show scenes from the play “Düşler Ülkesi” (Land of Dreams), in which Bilir-Meier’s mother participated at the Münchner Kammerspiele in 1982. A bomb threat prevented the premiere at the time. The exhibition of the same name (until 20.11.2024) is currently on display at Goethe University Frankfurt’s Studiengalerie 1.357.
2023 is followed by Bilir-Meier’s third film In-between World (2023), in which she assembles events that are disparate in time. In 1986, the Muhammad Iqbal Monument is erected in Munich to commemorate the philosopher, poet and pioneer of independent Pakistan. Iqbal, who received his doctorate in 1907, spent many years in Bavaria. In 1962, Gani Bilir came to Kiel as a “guest worker”. His payslips are a document of the working conditions of migrant workers and their lack of recogni- tion. Three sisters, Saboura, Basira and Kirat, gather in the present at historical sites in the Bavarian capital. They carry the sculptures by artist Ahu Dural and lean them against them. In In-between World, these events and things come together and develop their own referential vocabulary.
Gespräch mit der Künstlerin / In conversation with the artist Cana Bilir-Meier
13H30
VOICES AND PATHS
Making violence visible and audible, giving it a place in reality without perpetuating it, requires inventive ingenuity: image making, sound work, dissolution, amplification, dilution, concentration, selectivity, movement patterns, surfaces, backgrounds etc., also warmth, anger and humor. We can learn a lot from these cinematic approaches, ask what works and what is missing. For example, what is going on with this emptiness in German cities and landscapes that appear in films dealing with right-wing extremism. Empty streets, empty windows, a lot of silence, a latent threat. Nobody seems to be around, nobody says hello. A geography of ignorance or retaliation? How can you recognize some- thing you can’t see?
This program begins with the 2nd part of the Social Media Series (Apulia 2018) by Natascha Sadr Haghighian. In the video trilogy, she connects different places of migration. In the 2nd part, the Apulian landscapes, tomato plantations, containers, Jasper Kettner’s traveling camera challenge us, we follow the movements of a figure walking around with a papier-mâché stone head. Walking around is a narrative
tool. Perhaps nothing is visible, but a lot is going on there, in the underground, in the sound, in the resonating knowledge in view of the invisible workers whose existence and rights are at stake, many scattered clues that do not feed a narrative one-way street. The word “subverting” suddenly has a lot of concrete appeal here.
Jumping back to the 1990s. With OHNELAND (1995), Duisburg filmmaker Hatice Ayten reacts to the attacks on the homes of people of Turkish origin. Two young women vent their anger directly into and through the camera. They have no intention of being intimidated by the racist violence. The intercut images of B-level in crisp black and white are a reminder of the dangers; that one could be threatened to be beaten up, or worse, late at night, and how essential it was to organize oneself. The film, a milestone in counter-offensive, has been shown in countless film programs and exhibitions since 1997: most recently in “Weil ich nun mal hier lebe” (MMK Frankfurt, 2018-2019) and “Offener Prozess” (ASA FF Chemnitz and others, 2020-2024).
Mareike Bernien and Alex Gerbaulet’s Depth of Field (2017) reads in the markings of the crime scenes in Nuremberg where the so-called NSU committed three murders between 2000 and 2005. [They] become points of view on a city whose axis repeatedly tilts out of the picture frame. In this way, levels of reality are sounded out, irritating and shifting, tracing the shocks of these seemingly unscandalizable attacks by the NSU on the reality of (post-)migrant society (Text Pong). The filmmakers were simultaneously active in the project Tribunal: Unrav- eling the NSU Complex (2017-2018) and in the production of a series of film spots of the same name; together with Merle Kröger, Mareike Bernien is also responsible for the project The Fifth Wall (some contributions from this project will be shown in the 18h program).
In their conceptual documentary Neighbors, directors Pary El-Qalqili and Christiane Schmidt go to refugee shelters that have recently been the scene of an attack. They capture the environment in long 360° pans. The neighbors of the crime scenes have their say on the soundtrack. They share their unfiltered fears, arrogance, prejudices, their pity, even gross mischief; often there is a sense of wonder that nothing more has happened. Neighbors is the portrait of a smouldering mistrust. The refugees themselves do not speak.
In conversation with the filmmakers and artists Hatice Ayten, Pary El-Qalqili and Christiane Schmidt, Natascha Sadr Haghighian
SA., 9. NOVEMBER, HFG OFFENBACH (AULA)
HOCHSCHULE FÜR GESTALTUNG, SCHLOSSSTRASSE 31, 63065 OFFENBACH, HAUPTEINGANG
10H
WATCHING, LISTENING
The day starts with Daughters of Two Worlds (1991); over 30 years ago, Serap Berrakkarasu (screenplay/director) and Gisela Tuchtenhagen (cinematographer) shot a parallel-mounted film portrait of mothers and daughters of the first and second Turkish-German generations shortly after the German-German reunification. Attentive listening and a dedicated, never exposing camera characterize the style and attitude of Berrakkarasu and Tuchtenhagen. In their joint film work, comprising only a few films, they are guided by their interest and affection for the people in front of the camera and for the opportunities that filmmaking creates to spend time with them and share a space.
11H30
ARCHITECTURES
Traffic rules, house rules, prohibitions, cleaning plans, assignments, permits, passes. There are rules for everything. Rules for housing for non-German workers are no exception. In the beginning, German companies were obliged to provide housing for workers recruited from Spain, Italy, Greece or Turkey; the work permit was also linked to the housing permit. Unemployment meant losing your home immediately. The filmmaker Želimir Žilnik, who fled from Yugoslavia to West Germany in the early 1970s to escape Tito’s restrictive cultural policy, makes Hausordnung (1975) together with janitors and residents. Their collaborative cinematic intervention takes over-regulation to the extreme. “No visitors in the room” and “No music after 9pm” are suspended during filming, which also causes experienced cameraman Thomas Mauch to swing. Hausordnung was produced by director and cinematographer Vlada Majic.
In her essayistic documentary Gurbet is a home now (2021), Pınar Öğrenci takes a close look at the barely investigated rental and redevelopment policies in West Berlin/Kreuzberg in the 1970s and 1980s. She is interested in the “guest worker’s” women and children in the shattered architecture of the post-war years, condenses the images into spatial patterns and uses them to tell the story of a full, precarious, imaginative life. Öğrenci combines visual material from the context of “careful urban renewal” and the International Building Exhibition of 1984-1987 with photos from private collections and comments from residents. Who did the squatter scene learn to fight from?
Gespräch mit / In Conversation with Pınar Öğrenci (artist), Annett Busch (curator, author, translator), Duygu Gürsel (sociologist)
13H45
AUSSCHNITTE AUS EINZELTÄTER TEIL 3: HANAU (JULIAN VOGEL, 2023)
After the racist attack in Hanau on February 19, 2020, the bereaved, parents, siblings and friends of the victims Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar, Kaloyan Velkov are sticking together and trying to deal with the consequences of the crime. In a tremendous effort, they have organized themselves politically, fighting for juridical clarification and demanding consequences for more than four years, still living in Hanau-Kesselstadt, in the immediate vicinity of the perpetrator’s father and some of the crime scenes.
Muhammed Beyazkendir, Karim Kurtović and Mustafa Noori guide us through their city, filling the picture with their thoughts and feelings and with their friendship. Julian Vogel and Sebastian Winkels have edited anew for the workshop talk at Mal Seh’n material from the film and previously unseen footage from the outdoor scenes of a day long shooting in Kesselstadt with the consent of the actors. The talk is an invitation to immerse oneself in an open form of documentary filmmaking in which all participants in front of and behind the camera have an influence on the form and method of the film. The three parts of the series “Einzeltäter” is available free of charge in the ZDF media library.
Werkstattgespräch mit / In conversation with Muhammed Beyazkendir, Karim Kurtović, Mustafa Noori, Julian Vogel (director and cinematographer), Luise Schröder (cinematographer), Sebastian Winkels (editor) and the audience
19H
PUPILLE — KINO IN DER UNI E.V., MERTONSTRASSE 26-28, 60325 FRANKFURT
DAS LEHRERZIMMER (İLKER ÇATAK, 2023)
In recent years in German-speaking documentary filmmaking transnationality and multiculturalism in schools have all too often been told and “problematized” from the perspective of the children. The fiction film The Teachers’ Lounge changes perspective several times. Here, the focus is less on the children and the class and more on the staff room and a teacher (played by Leonie Benesch). The film unfolds as a condensed chamber play of assumptions, insinuations and slander. Micro-racisms emerge in series in conversations that break off before they even begin, partly out of blindness to their own prejudices, partly out of institutionalized political correctness. Does this inadvertently perpetuate macho patterns and structural discrimination? Is it self-sabotage? Who is benefiting from this batch situation and who is losing out? The screenplay duo Çatak & Duncker, who have been working closely together since 2005, have keen eyes and ears for such irresolvable dramas with an eye for detail and a penchant for the grotesque.
Discussion after the screening with kein_schlussstrich Hessen and the team DIE KUNST DER GEGENUNTERSUCHUNG / IM DUNKELN SEHN
FR., 8. NOVEMBER, KINOPOLIS HANAU
KINOPOLIS HANAU, AM STEINHEIMER TOR 17, 63450 HANAU
Cinema admission prices apply, ticket sales: kinopolis.de/hu/programm
The asamblea begins at Kinopolis with Traces — The Victims of NSU (2019), one of the first films to seek a conversation with the relatives of Enver Şimşek, Süleyman Taşköprü and Mehmet Kubaşık, who were murdered in Nuremberg, Hamburg and Dortmund. The filmmaker speaks to them during the years-long NSU-trial. Aysun Bademsoy — a documentary filmmaker with many years of experience of Turkish- German relations and experiences — breaks the silence, making visible the publicly unseen pain that the murders, the investigative errors and incessant suspicions have brought to the families of the bereaved and their circles of friends. The screening of the film is a Hanau premiere.
In the presence of Aysun Bademsoy and other guests; reception
In collaboration with kein_schlussstrich Hessen
SO., 10. NOVEMBER, FRANKFURT
KINO IM DFF, DEUTSCHES FILMINSTITUT & FILMMUSEUM, SCHAUMAINQUAI 41, 60596 FRANKFURT
11H30
FORMER EAST / FORMER WEST (SHELLY SILVER, 1994)
A DAAD scholarship brought the New York artist and filmmaker Shelly Silver to Berlin in 1992-1993. For more than a year, she conducted hundreds of interviews with people on the street about their opinions on socialism, capitalism and the consequences of reunification. The euphoria of the fall of the Wall had died down, and instead existential fears, reservations between East and West Germans and a fundamental skepticism about the possibilities of democratic participation emerged. Fairly often, nationalist and right-wing extremist voices are also being raised. Silver has a very fine sense for nuances and documents developments such as increasing racism, right-wing populist ideas and an incipient democratic fatigue in reunified Germany, which continue to this day. (Text BPB Mediathek)
The subsequent discussion with the audience will be led by filmmaker Angelika Levi