Anmerkungen zur Installation


Die räumliche Entwicklung der Kollaboration dehnt sich selbst über den Raum aus. Rotes Licht tränkt eine Sammlung von Fischreusen aller Breitengrade, Netzen, antiken Bienenkörben, Schnüren und anderer natürlicher Materialien, welche zu einem gewagten System verbunden sind, welche 600m Kabel trägt und 108 Lautsprecher verbindet, ein Konglomerat, das natürlich wächst und sich durch riesige Metallstützen erhebt. Jeder der drei Arme steht in Beziehung zum Rückenmark, welches die beinahe schmerzhaften Gelenke sichtbar macht. Das seltsame und gezeichnete Tier hat eine eigenartige Haut, übersät von augenähnlichen Strukturen aus Bienenwachs, die in ihrer gesamten Oberfläche ein Kernelement der Gesamterfahrung einführen: Geruch. Diese Konfrontation ist andersartig und ermöglicht sich selbst in ihrer Merkwürdigkeit, eine unbeteiligte skulpturale Geste zu sein, eine Formation so harmonisch oder unharmonisch wie natürliches Wachstum, welches zugleich die Synergien aus dem Prozess der Denkfabrik freilegt.

 

Die Klanginstallation basiert auf dem Kontakt zweier räumlicher Netzwerke—das eine ist die physische Topologie der Arme des Tieres mit einem Set von möglichen Pfaden, um diese zu durchqueren. Das andere ist ein latenter Raum erzeugt durch die Anordnung des aufgenommenen Textes, der unter Befolgung der spezifischen Dynamik des Lesens in Wörter und Phrasen segmentiert wurde. Hauptteile des Textes („da dreht sich…“, „ich fahre jetzt…“, „und mehr und weiter…“) wurden den Bienenkörben zugeschrieben, die die Extremitäten innerhalb des Raumes bilden. Für jedes Paar von Bienenkörben wurde ein vollständiger Graph mit allen paarweisen Segmenten geformt, welche durch ihre akustischen Ähnlichkeiten verbunden sind. Die Millionen von Kanten werden anschließend durch einen Algorithmus reduziert, der sich „minimaler aufspannender Baum“ nennt und Pfade zwischen allen Segmenten (Wörtern und Phrasen) der gepaarten Textteile bildet. Die Bienenkörbe, innerhalb derer die Textteile in ihrer ursprünglichen Abfolge projiziert sind, treten in eine rhythmische Verhandlung von Bewegungen miteinander, wobei jedes Mal vom gegenwärtig sichtbaren Wort oder Satzteil ausgegangen wird, um dann den latenten Graph zu durchwandern, durch Bewegung im physischen Raum die Knoten abwickelnd, hörbar auch durch die mechanischen Schaltrelais, welche als eine Art Nervensystem in der Mitte des Raumes verankert sind. Indem hierbei nur die akustischen Eigenschaften der gesprochenen Wörter verwendet werden, entsteht eine Balance, die es neuen Rhythmen erlaubt, als Klanggestalten im Raum zu erscheinen. Artefakte der ursprünglichen in St. Lambrecht gemachten Aufnahme wurden beibehalten, wie Vogelschreie, Wind, Glocken. Dort wo die Stimme verschwindet, erscheint eine Vielzahl schwacher Klänge von summenden Bienen.

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Programme Notes

Notes on the Installation


The spatial development of the collaboration extends itself across the room. Red light showers a compendium of fishing-traps of all latitudes, nets, antique beehives, strings and other natural materials, which are put together in a hazardous system that sustains 600m of cable interconnecting the 108 speakers, a conglomerate that grows naturally and elevates through humongous metal supports. Each of the three branches relates to the spinal cord making visible the almost painful joints. The strange drawn animal has a singular skin, full of ocellated structures of beeswax, the entire surface of which introduces a key element to the overall experience: odour. This conformation is different and in its strangeness allows itself to be an unconcerned sculptural gesture, a formation as harmonious and disharmonious as natural growth that at the same time exposes the synergies explored during the process by the think tank.

 

The sound installation is based on the contact between two spatial networks—one is the physical topology of the arms of the animal with a set of possible paths of traversing them. The other is a latent space created by an arrangement of the recorded text, segmented into words and phrases following the particular dynamic of the reading. Main sections of the text (“da dreht sich…”, “ich fahre jetzt…”, “und mehr und weiter…”) were assigned to the beehives demarcating the extremities within the space. For each pair of beehives, a complete graph was formed with all pairwise segments connected through their acoustic similarities. The millions of edges are subsequently reduced by an algorithm called “minimum spanning tree” that builds pathways between all segments (words and phrases) of the paired text sections. The beehives, inside of which the text sections are projected in their original sequentiality, rhythmically negotiate movements between each other, each time departing from the currently visible word or phrase, and then traversing the latent graph, with each node moving along the physical space, audible also by the mechanical switching relays which form a sort of nervous system in the centre of the room. By relying on the acoustic properties of the spoken words, a balance is created where new rhythms may arise as pure sound in the space. Artefacts in the original recording taken at St Lambrecht, such as bird sounds, wind, a church bell, are preserved. Where the voice is absent, a multitude of faint sounds of buzzing bees appear.

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meta: true
artwork: SchwaermenVernetzenInstallation
project: SchwaermenVernetzen
origin: program notes

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