RAUSCH
beschreibt einen recht 'greifbaren' tatsächlichen Zustand von 'loose your mind & find the body'. Somit repräsentiert dieser Charakterzug vermutlich am eindeutigsten das was ich mit dieser Forschung suche.
Die Bewegungen sind im absoluten 'Flow', dynamisch fließend, recht zügig, so dass der Kopf nicht mehr hinterher kommt, nicht vorausplanen kann. Wenn ich es in diesem Momenten schaffe, dass der Kopf gar nicht mehr versucht zu verstehen und zu bewerten, dann bin ich ganz nahe dran an dem erwünschten Ziel. Jedoch ging es nie um eine vollständige Aufgabe jeglicher verstandes-gesteuerten Kontrolle. Die Gefahr hier lauert darin das Risiko eines Sturzes, einer Verletzung zu erhöhen, indem man sich ganz in den Rauschzustand der Bewegungen fallen lässt.
Im Grunde ging es ursprünglich ja um ein gleichwertiges Wechselspiel von Führen und Folgen von sowohl Körper als auch Kopf. Mit dieser Charakteristik der Encounters stehen wir nun auf dem dünnen Drahtseil auf dem es zu balancieren gilt – wir erinnern uns: Balance ist kein final zu erreichender Zustand, sondern ein ständiger Prozess, im Werden.
Kopf, Körper und Baum sollen sich auf Augenhöhe begegnen – es wird ein stetiges Ausloten und Ausbalancieren bleiben, hier die Waagschalen tröpfchenweise reihum zu füllen...
playful – Im Treptower Sommergarten steht dieses wundervolle Exemplar, dessen gedrungender Stamm sich schon in niedrigen Höhen in eine fast plüschig anmutende Krone verzweigt. Noch mit Boden unter den Füßen wusele ich um und über seine zunächst parallel zum Boden verlaufenden Äste. Wie in einer Exponential-Kurve biegen sie sich weiter außen gen Himmel. Ich verliere mich schnell in abwechslungsreichen Dynamiken, die Nähe zum Boden lässt mich fast alle verstandesgemäßen Risiko-Bewertungen vergessen, die ansonsten in ‘sekündlichen Updates’ sich normalerweise ganz regelmäßig ins Bewusstsein drängen. Ich werde übermannt von spielerisch freudigen Gefühlen, und kann diese ‘Rauschhafte’ Begegnung vielleicht am ehesten nachvollziehbar mit dem Besuch einer Kirmes vergleichen.
Der ‘Tausendästler’ forderte mich quasi auf zur Begrüßung jeden seiner (gefühlt) ‘tausend’ Asthände zu schütteln. Ein organisch-labyrinthisches natürliches Klettergerüst bilden seine ausladend strahlenförmig angeordneten Astarme. Sein besonderer Wuchs, und sein auf eine Art grotesk-knorriges Aussehen, die Ast-Auswüchse wie hexische Hakennasen anmutend zog er mich in seinen Bann. Zu erkunden gibt es hier unzählige Optionen den Körper in, um, und auf den verschiedensten Ästen zu positionieren, sich kippend, rutschend, schwingend, umschlingend in sämtlichen Achsen zu bewegen – dieses inspirierende Überangebot lässt mich direkt in den Rausch-Zustand der physisch explorierenden Bewegung verfallen...
‘DER’ Kletterbaum am Karpfenteich lässt sich fast so leicht wie eine Wendeltreppe erklimmen. Und ich bin offenbar nicht die erste und einzige, die um seine besondere Bekletterbarkeit weiß: als ich weit oben im Bewegungs-, und auch Höhenrausch die Aussicht über das Wasser genieße klettern zwei Jungen in den unteren Etagen umher – wie mir der Vater später berichten wird, kommen sie regelmäßig hierher, um eben genau diesen Baum zu besuchen, der einladend zum Spiel in seinen Ästen animiert.
Im 'ZigZag' wächst dieser kleine aber feine Baum im Berliner Tiergarten in die Höhe. Sein haken-schlagender Wuchs inspiriert meinen Körper zu eher grotesk-eckigen Bewegungen und Formen, die sich immer wieder in den physischen Relationen unserer Körper zueinander ergeben. Trotz der scheinbar übersichtlich simplen Größe des Baumes ermöglicht eben gerade dieser nicht-lineare Chrakter des Baumes besonders viele außergewöhnliche ‘Auseinandersetzungen’ mit ihm, auf die wie uns beide in leidenschaftlichen Rausch voll einlassen und hingeben. Unser Dialog eröffnet mir den ein oder anderen Wechsel der Perspektive...
Dieser Haselstrauch im Wildenbruchpark bildet eine komplexe Architektur vertikaler ‘Stangen’. In verschiedensten Höhen exploriert mein Körper diesen labyrinthischen “Stämmchen-Wald”. Es gibt so viele Möglichkeiten des Körpers sich stützend, klemmend, verwringend und verkeilend mit den Hasel-Stämmchen in Beziehung zu treten. Jedes Einzelne hat eine ihm eigene Dynamik, manche biegen sich sehr leicht bei seitlicher Belastung durch das Stemmen und Klemmen und ich muss mein Gewicht und den Druck auf mehrere Stämmchen verteilen. Andere geben meinem Körper mehr Widerstand und fordern meine innere physische Integrität. Ich verliere mich, irrend durch den labyrinthischen Wald im Kleinformat.