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Einleitung

 

 

Hintergrund des Projekts „N.N-Zwischenliegend“

 

Zum ersten Mal kam ich im Sommer 1989 nach Berlin. Damals war ich in Berlin-Kreuzberg (West-Berlin) in der Nähe der Mauer (an der Grenze zu Ost-Berlin) und an der West-Seite der Oberbaumbrücke. In der Sozialordnung nach 1989 entstanden neue Formen und 1990 kam die Wiedervereinigung in Deutschland.

25 Jahre später, im Sommer 2015, habe ich mit der Fotoserie „N.N-Zwischenliegend“ begonnen, und zwar habe ich an den Orten, wo ich auch damals schon war, nämlich in Kreuzberg, also auf der „West-Seite“, und in Ost-Berlin, genauer in Mitte und Friedrichshain, fotografiert. 

 

Nach dem Ende des Kalten Krieges begann eine neue Ära der Demokratisierung, Globalisierung und des Aufstiegs des neoliberalen Kapitalismus.

25 Jahre später denke ich über die Ambivalenzen in der heutigen Gesellschaft nach, wie zum Beispiel die gegenwärtige Krise des Finanzkapitalismus oder die Forderung von Autoritarismus und Protektionismus in der globalen Wirtschaft und Politik, aber auch die drohenden ökologischen Katastrophen. Dabei wird die Aussage der postfaktischen Politik im naiven Realismus verstärkt.

 

Die Fotoserie „N.N-Zwischenliegend“

 

Diese Fotoserie stellt einen Teil der geistigen Geschichten in einer experimentellen fotografischen Dokumentation dar; die Geschichten handeln von den Ambivalenzen in der Stadt Berlin, wie Zwiespältigkeit, Mehrdeutigkeit, Vielfältigkeit mit/zwischen Licht und Schatten, Hoffnung und Enttäuschung, Frieden und Aggression, Illusion (... und Realität, in diesem Fall, wo ich stehe und wo Du stehst).

 

Ich untersuchte dabei die drei folgenden Themen:

 

1. Zufällige Abweichung oder Zufallsfehler/random deviation or random error:

 

Nach der Definition sind „Fehler“ in dieser künstlerischen Forschung nicht absichtlich, sondern Fehler entstehen im Konzept durch Zufall aufgrund von natürlichen Phänomenen in der Digitalkamera. Dabei untersuche ich den Mechanismus der digitalen Spiegelreflexkamera und den Sensor, um die Aufnahmemethode der Digitalkamera mit der analogen Fotografie zu vergleichen. 

 

2. Question in Cognition/Fragestellung zur Erkenntnis:

 

Ich untersuche die Fotos auf Fehler aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen wie Fotochemie, Physik, Phänomenologie, Kognitionswissenschaft, Bildwissenschaft, Philosophie und Psychologie, um verschiedene Aspekte des Bildes zu reflektieren. Dabei erforsche ich, ob es sich um Fehler handelt, wie beispielsweise "unbekannte" Informationen, wie sie in der gesamten Serie N.N-Zwischenliegend eingeprägt, interpretiert oder zugeordnet (assoziiert) werden.

Wenn sich uns das Potenzial der Fehler erschließen würde und Fehler somit zu einer „Elastizität“ des Bewusstseins beitragen würden, könnten uns die Fehler dann in diesem Sinne inspirieren? Um diese Frage zu beantworten, stelle ich in diesem Beitrag eine Verbindung zur Evolution des Bewusstseins aus Sicht der Psychologie und Neurowissenschaft her. 

 

3. Photographic perspective as (a) narration/Fotografische Perspektive als Narration:

 

In dem Projekt N.N-Zwischenliegend möchte ich mich mithilfe des Bildes als Fehler oder Lücke mit der philosophischen Reflexion zum Thema ,Estrangement‘ in der fotografischen Perspektive als Narrationsowie mit der Entfremdung und Selbstentfremdung von der Situation, dem Gegenstand auseinandersetzen. Dabei erforsche ich die Bilder auf praktischer und theoretischer Ebene zum Zweck einer dreifachen Unterscheidung (a threefold distinction), nämlich zwischen Bildträger, Bildobjekt und Bildsubjekt.

 

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