Basis für den «Cooperationsong» ist der Text «Cooperation, Punishment, and the Evolution of Human Institutions» von Joseph Henrich aus Science 312, 60 (2006); DOI: 10.1126/science.1126398*, in welchem beschrieben wird, wie in den letzten Jahren zur Erforschung der menschlichen Kooperationsbereitschaft immer mehr unterschiedliche theoretische Ansätze (und ich fügte dann eben auch künstlerische an) verfolgt werden.
Eine Erkenntnis ist, dass Schmarotzer bestraft werden müssen, um das Kolla--bieren einer kooperierenden Gesellschaft zu verhindern. Ausserdem haben Modelle aufgezeigt, dass so genannte höher-qualifizierte (finanziell potente) Individuen eine Gesellschaft längerfristig zu--sammenhalten könnten, indem sie grosse und sichtbare Beiträge leisten würden. Währenddessen können jedoch bestrafende und stabilisierende Massnahmen auch «fehl- angepasste» Bräuche hervorbringen wie beispielsweise die Hirne Verstorbener zu essen oder die Füsse junger Mädchen einzubinden u.a. Insgesamt scheint der Autor optimistisch zu sein, da er davon ausgeht, dass vor-ausschauende Individuen den Nutzen von Kooperation erkennen und diese deshalb intuitiv fördern würden. Die Begleitmusik des Songs «Bang Bang» von Nancy Sinatra schien mir passend.
01/
ZHdK
MA Transdisziplinarität:
Université de Lausanne
Faculté de biologie e de médecine
Department of Ecology and Evolution
(Theory):
Matthias Wubs
Simon Grab: Als Komponist und Klanggestalter produziere ich Musik und Ton für Spiel- und Dokumentarfilme, Theater und Radio. In Liveperformances und Installationen nutze ich mit meinem Sound den Raum als akustische Spielwiese. Im Musikprojekt MRI (Simon Grab & Patricia Bosshard) benutze ich Klänge aus dem Magnetresonanz-Tomographen. In Zusammen- arbeit mit Wissenschaftlern des MRI Research Center an der EPFL Lausanne steht nun die Data Sonification im Zentrum. Die Erkenntnisse sollen im Idealfall beiden Seiten dienen. Meine wichtigste Frage zurzeit in diesem Zusammen- hang: wie kann/soll/will die Wissenschaft von der Kunst profitieren?
Barbara Naegelin: Ich studierte Bildende Kunst an der Hochschule für Kunst und Design Luzern und an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel. Ich war mehrere Jahre Teil der Musikperformancegruppe «Les Reines Prochaines», habe aber immer auch in anderen Kooperationen sowie alleine Performances, Videoclips und Installationen entwickelt. In meiner bisherigen künstlerischen Tätigkeit bewege ich mich bereits seit längerem an der Schnittstelle zwischen Videoclip/Kunst und Bühnenkunst/Performance und Populärkultur/ Musik. In der Zusammenarbeit mit Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftlern, insbesondere solchen, die Kooperations- verhalten erforschen, erhoffe ich mir einen regen und inspirierenden Austausch. Im besten Fall entsteht daraus eine weiterführende Kollabora- tion, in der etwas Neues entsteht, auf das weder ich noch mein/e wissenschaftliche/r Partner/in alleine gekommen wären.
Matthias Wubs: My research interest is the evolution and maintenance of cooperation. Despite an explosion of research in recent years, many questions still remain. During my PhD I will attempt to answer a few questions using a theoretical approach. Individuals can make use of various mechanisms to ensure they will not be exploited by their partners. These mechanisms are termed partner control mechanisms. Focal individuals can respond to a cheating partner by respond cheating, leaving the partner, or resort to punishment. Although these mechanisms have been studied intensively, a comparison of the strengths and weaknesses of different mechanisms has yet to be made. One can imagine that in a large population, the simplest solution is to leave a cheating partner in search of a more cooperative one, instead of resorting to costly punishment. However, in smaller and more structured populations this option may be less viable, since all other individuals may already be tied in a partnership. Additional factors that may well influence the usefulness of alternative partner control mechanisms are asymmetries, such as hierarchy or strength. Although a high-ranked or stronger individual may punish partners to increase their cooperative behaviour, the reverse may not always be an option (a weaker individual punishing the stronger one). Using empirically informed models, I will make an attempt to discover the relative usefulness of different partner control mechanisms in different situations.
Barbara Naegelin: «Cooperationsong»
Lyrics by: Joseph Henrich
Cooperation, Punishment, and the Evolution of Human Institutions
Science 312, 60 (2006); DOI: 10.1126/science.1126398
* Dieser Text wurde mir von Matthias Wubs zugesandt. Matthias Wubs arbeitet in seiner mathematischen Ver-suchs-anlage mit dem «Prisoner‘s Dilemma Modell», mit welchem verschiedene Kooperationsstrategien und deren jeweiliger Erfolg berechnet werden können. Es liegt in der Natur eines Modells, dass die darin ver-wendbaren Parameter stark ver- einfacht sind: ko---operieren oder nicht, verlassen oder bleiben, bestrafen oder nicht, seine Strategie ändern oder nicht. Die «Akteure» sind reine Datensätze («Individuen»), die mit bestimmten Verhaltensmusternaus- gestat-tet und dann auf-einander losgelassen werden. Den Rest über- nimmt der Rechner. Das Ziel von Wubs‘ Forschung ist, die-ses Mo-dell mit Hilfe von Tier-beobachtung in der Natur zu über-prüfen und danach gegebe-nenfalls anzupassen. Da ich mich mehr für die Erforschung des menschli-chen Kooperationsverhaltens in-teressiere, habe ich ihn um Informationen aus diesem Bereich gebeten.
Basis für den «Cooperationsong» ist der Text «Cooperation, Punishment, and the Evolution of Human Institutions» von Joseph Henrich aus Science 312, 60 (2006); DOI: 10.1126/ science.1126398*, in welchem beschrieben wird, wie in den letzten Jahren zur Erforschung der menschlichen Kooperations- bereitschaft immer mehr unterschiedliche theoretische Ansätze (und ich fügte dann eben auch künstlerische an) verfolgt werden.
Eine Erkenntnis ist, dass Schmarotzer bestraft werden müssen, um das Kollabieren einer kooperierenden Gesellschaft zu verhindern. Ausserdem haben Modelle aufgezeigt, dass so genannte höherqualifizierte (finanziell potente) Individuen eine Gesellschaft länger- fristig zusammenhalten könnten, indem sie grosse und sichtbare Beiträge leisten würden. Währenddessen können jedoch bestrafende und stabilisierende Massnahmen auch «fehlangepasste» Bräuche hervorbringen wie beispielsweise die Hirne Verstorbener zu essen oder die Füsse junger Mädchen einzubinden u.a. Insgesamt scheint der Autor optimistisch zu sein, da er davon ausgeht, dass vorausschauende Individuen den Nutzen von Kooperation erkennen und diese deshalb intuitiv fördern würden. Die Begleitmusik des Songs «Bang Bang» von Nancy Sinatra schien mir passend.
Explaining the scale, the diversity,
and historical dynamics
of human cooperation
is increasingly bringing together
diverse empirical and theoretical.
And I would say: artistical, theatrical approaches!
Under what conditions
will decisionmakers sacrifice
their own narrow selfinterest
to help others?
The dilemma arises from free-riders
who enjoy the group benefits
created by the contributions of others
without paying the costs.
Free-riders not wanted.
Those who do not contribute but benefit
from the efforts of others
can cause the collapse of cooperation.
Groups that sanction such free-riders
Stabilize cooperative behavior
And outcompete groups
that do not sanction.
Costly signaling models have shown
how cooperation by
“high-quality individuals”
can be sustained
if such individuals can accurately signal their
quality by making substantial
cooperative contributions to public goods.
For example millionaires
might donate an recreational or an art center
to their community.
Similarly, the same reputational
and sanctioning mechanisms
that can stabilize cooperation
can also sustain maladaptive practices
such as consuming the brains of dead relatives,
flattening the foreheads of infants,
or binding the feet of young girls.
There are actually a multitude of stable equilibria,
only some of which are cooperative.
The first, and perhaps the most intuitive,
is that rational, forwardlooking individuals
recognize the long-term payoffs
available at stable cooperative equilibria,
assume others are similarly sensible,
and choose the cooperative state.
The second approach is based
on the stochasticity inherent in any
Interaction.
* Dieser Text wurde mir von Matthias Wubs zugesandt. Matthias Wubs arbeitet in seiner mathematischen Versuchsanlage mit dem «Prisoner‘s Dilemma Modell», mit welchem verschiedene Kooperationsstrategien und deren jeweiliger Erfolg berechnet werden können. Es liegt in der Natur eines Modells, dass die darin verwendbaren Parameter stark vereinfacht sind: kooperieren oder nicht, verlassen oder bleiben, bestrafen oder nicht, seine Strategie ändern oder nicht. Die «Akteure» sind reine Datensätze («Individuen»), die mit bestimmten Verhaltensmustern ausgestattet und dann aufeinander losgelassen werden. Den Rest übernimmt der Rechner. Das Ziel von Wubs‘ Forschung ist, dieses Modell mit Hilfe von Tierbeobachtung in der Natur zu überprüfen und danach gegebenenfalls anzupassen. Da ich mich mehr für die Erforschung des menschlichen Kooperationsverhaltens interessiere, habe ich ihn um Informationen aus diesem Bereich gebeten.